Barrierefrei nach Santiago Teil 3

Mittwoch 17. April

Ich hab ohne CPAP gut durchgeschlafen und steh um acht auf montiere meinen Kram. Miguel kümmert sich rührend um mich. Ich hab gestern icht geschafft einen Zweiten Stempel zu ergattern, weil in Arcada definitiv nix offen hatte. 200 Meter weiter ist ein Souvenier- und Kaffeestand. Miguel begleitet mich um der Händlerin beizubiegen, dass ich einen Stempel mit dem Datum von gestern benötige. Klappt.

Hier gibts Kaffee und Stempel
Unter Hundert

Ich dachte ich hätte für diese Etappe gestern den schlimmsten Buckel hinter mich gebracht, aber das war eher ein sanfter Anstieg. Das was mich hier erwartet hat war wirklich extrem steil hoch steil runter. Ein Gruppe Buspilger überholt mich, zunächst nervt mich dieser plappernde Haufen,

Buspilger

als am nächsten Anstieg jedoch Steine und Stufen im Weg sind, greifen 4 von den Herren beherzt zu und tragen meinen Rollator drüber hinweg. Danke ihr Lieben. Ich bin immer wieder geneigt auf die N-550 zu wechseln, aber ich bin nicht hier um Nationalstraßen zu besichtigen, sondern meinen Weg zu finden. Und immer, wenn ich einen leichten Weg ging wars verkehrt.

Doch das war leider erst der Anfang.

Durch einen kleinen Ort, den Berg hoch, auf der anderen Seite wieder ganz runter über eine Dorfstraße nochmal runter zu einem wunderbaren Rastplatz. Einem Waldweg hoch.

Nicht einfach
Sieht aus als würde es besser

OUMPFF

Das wars

Der Huppel sieht aus wie das Felsenmeer, nur nicht so aufgeräumt. Ich Versuch den Rollator hoch zu schleppen. Komm ca. 5 Meter weit und stelle fest, das geht so nicht. Also die Sherpa Nummer. Ich schnall die Packtaschen ab und schleppe sie 30 Meter bis zur nächsten Kehre, japs eine Runde, weil ich kaum noch Luft kriege, stell fest, hier muss ich wohl abbrechen will wieder runter meinen Rucksack und dann den Rollator holen, da kommen mir Pilger entgegen die meinen Rollator und meinen Rucksack dabei haben, auf der andern Seite runter wieder Felsen kein Problem ich kann mit meinem Rollator ja halbwegs umgehen, nur die Bremsen. Oben ein Stück fester Waldweg, ich bedanke mich bei den Helfern, die ziehen weiter 300 Meter weiter ein Bachbett aus Felsen. Ich versuch das Teil rückwärts hochzuziehen. Zwei Frauen bieten mir Hilfe an schleppen das Teil durch das Bachbett ich trage die Packtaschen. Ein Spanier, Miguel, löst die Mädels ab und zerrt das Ding durch den Bach als ob er in seinem Leben nichts anderes getan hätte. Seine Frau, Theresa, nimmt mir eine Packtasche ab und trägt sie hoch kommt zurück und holt die andere. Ich verspreche erstmal Pause zu machen. Die beiden gehen weiter, kommen aber kurz darauf zurück, weil der Mist nach 100 Metern weitergeht. Felsen, Miguel zerrt meinen Rollator hoch, Theresa meine Packtaschen und ich habe Probleme meinem Revuekörper da irgendwie hochzuwuchten. Ich habe doch trainiert, aber dieser Hügel kostet mich all meine körperliche und fast all meine mentale Kraft. Sie warten oben auf mich, ich bedanke mich so gut ich kann, wir machen noch ein Foto.

Theresa und Miguel

Sie ziehen weiter und ich möchte hier nochmal allen danken die mir geholfen haben. Der kommende Anstieg ist nochmal mörderisch und ich brauche noch einmal Hilfe als ich auf eine Mischung aus Schotter und aufgeweichten Boden stoße. Ein junger Kölner trägt das ganze Gestell die fast 100 Meter über die Stelle. Noch einmal Felsen nicht ganz so steil, jetzt muss ich doch nochmal an meine Grenzen gehen, erst die Packtaschen einzeln, dann den Rucksack, dann den Rollator, 100 Meter, gefühlt eine Stunde. Dann wird der Weg etwas besser bleibt aber brutal steil. Eine Stunde später bin ich fertig aber erstmals kurz vor dem Gipfel. Bei einem Souvenirhändler hol ich mir den Stempel, den hab ich mir sehr hart erarbeitet.

Der Stempel war schwer verdient

Aber was hochgeht muss auch wieder runter, der Abstieg ist sausteil, teils Steine teils Kopfsteinpflaster, dann wieder Waldweg dann Teer, es geht mal wieder bergauf, 500 Meter Steine dann Waldweg. Ich verzweifele, weil dieser Mistrollator ständig an kleinen Steinen hängenbleibt, nach 200 Meter ist der Spaß auch vorbei es geht wieder abwärts dann wieder Buckel hoch und weit runter und dann ca 1 km Waldweg relativ eben aber Wurzeln und Steine.

Der Rabenschwarze Pilger hat mich erschreckt

Heut ist nicht mein Tag. Ich brauch dringend was zu essen. Eine Bar in dem wie ich später erfahre Galeco gesprochen wird liefert mir ein Riesen Sandwich, ein Glas Orangensaft aus 3 Orangen und 1Kaffee für 4 €. Vor der Tür steht eine Pilgerpuppe, die einem alten Freund zum verwechseln ähnlich sieht.

Es hat angefangen zu regnen. Ich schreib Anne an. Sie schreibt, die offizielle Herberge ist voll aber in der Casa A Grade gäbe es meist freie Betten. Ich werf mich in meinen Friesennerz und laufe los 2 km zur Herberge schaff ich auch mit meinen harten Muskeln noch. Die Herberge liegt tief im Grundstück weit weg von der Straße, die Herbergsmutter spricht nur spanisch und Galeco, ist aber technisch versiert und benutzt ein Übersetzungsprogramm mit Sprachausgabe – ich ab sofort auch.

Der Kamin im Aufenthaltsraum

Die Hospitaleira zündet den Kamin im Aufenthaltsraum an und es wird sofort warm. Ein weiterer Pilger hat sich noch angemeldet, Fabienne aus der Schweiz, eine sehr angenehme Zeit- und Eidgenossin. Sie ist den Zentralweg gelaufen. Danach können 2 Portugiesinnen, Mutter und Tochter, die Tochter quält sich ein bisschen spricht aber ein gutes Englisch, sie traut sich nur nicht. Ihr Freund war bei der ersten Gruppe die den Rollator geschleppt hat. Wir amüsieren uns über einen Spruch der auf dem Tisch liegt

Das Motto des Hauses

Wir wollen um 8 Abendessen, es gibt richtig heißes Wasser zum duschen, und das Essen ist genial, alles aus dem eigenen Garten, die Eier von eigenen Hühnern, das Beste, das ich bislang auf dem Camino gegessen habe.

Lecker

Ich werde versuchen zeitnah schlafen zu gehen. Gerade hat mir die ältere der Portugiesinnen noch einen Pfefferminztee von frischer Minze, die sie unterwegs gepflückt gemacht. Geil

Donnerstag 16´Apri

Ich wach auf als Fabienne loszieht. Sie ist eine Frühstarterin. Ich spüre jeden Knochen, bin nur am Husten, kann die Knie nicht beugen, die Finger auch nicht. Ich habe mir gestern richtig gegeben, also Knieschütze, Viel Voltaren, wird schon werden. Das Wetter sieht gut aus aber es ist saukalt.

Ich komm ganz gut in die Gänge, die Lauferei geht überraschend gut. Es wird warm, der Weg schlängelnd sich durch alle Einkaufsstraßen Pondevedra, ein wunderbarer Ort

deshalb ist die Stadt so ruhig

und ich decke mich beim Froiz mit Obst und ein paar Konserven ein, morgen ist Karfreitags wer weiß was man da kriegt. Doch auf einmal gehen die Pfeile in zwei Richtungen. Ich stehe noch unschlüssig da, als mir ein alter Mann erklärt, ich soll geradeaus, denn linksrum kommen Stufen. So zumindest verstehe ich seine Gesten. Ich überquere eine fürchterlich zerfallene Brücke, für Autos gesperrt und gehe durch ein Gewirr von engen Straßen aus dem Ort hinaus

Wunderbarer Wegweiser

nach etwa 1 km kommt ein wunderbarer Rastplatz mit Brunnen. Ständig kommen Leute und füllen Ihre Flaschen. Ich nehm auch welches mit.

Ich muss mich entscheiden, eigentlich möchte ich den Espirituale gehen, aber ich trau meinem Rollator nicht, also gehe ich auf dem Zentralweg weiter, der ist auch einigermaßen anstrengend und nachdem mich viele schnelle Pilger überholt haben, wird es auch spirituell, vor allem in den Wäldern.

dieser Weg ist herrlich beruhigend
ein Weg zum meitietieren
und zum beten

Bei einem steilen Anstieg steht Restaurant in 500m auf der anderen Seite wieder unten steht 300 Meter

300 Meter weiter ist eine Automatenstation. Nicht lustig. Ich habe ein neues Problem, die Haltebügel meiner Packtaschen greifen ab ca 3 kg nicht mehr, ich muss komplett umpacken. Der Weg wird richtig idyllisch, durch den Wald aber problematisch, das alte Leiden, mein Rollator und Steine über 8mm Durchmesser. Und bei jedem blockieren lösen sich die Packtaschen. Ich bin am verzweifeln, dann kommt ein Bachlauf der viel Wasser hat, außen rum kann ich nicht, da ist der Steg zu schmal. Großer Schritt, nasse Füße.

Trotz aller Widrigkeiten wundervoll
schwierig

Und noch 20 Km bis Caldas de Reis. Ein Kilometer weiter wieder so ein Ding, der Steg etwas breiter als mein Rollator, ich plage mich gewaltig nicht ins Wasser zu fallen. Pilger kommen mir zu Hilfe. Der Berg zieht sich. Jetzt fängt es auch noch an zu Regnen. Also Rucksack abdecken, Friesennerz von ganz unten rauskramen, eine Pilgerin aus Österreich, Sarah, mit ihrer Tochter wird auch vom Wetter überrascht. Wir unterhalten uns kurz, ich ziehe weiter, während die Mädels sich noch einpacken.

Weiter oben, kommen Bahnschienen. Mein Rollator bockt, die Packtaschen lösen sich abwechselnd.

Die Mädels überholen mich wieder. Wir wollen uns in der nächsten Alberga treffen. Sie sind etwas schneller als ich. Ich bin patschnass. Bald kommt der nächste Ort. Hier macht ein Lokal Werbung mit dem Slogan: kein Pilger ohne Kaffee. Der Eingang ist breit genug für mein Gerät, so dass ich ihn nicht im Regen stehen lassen muss. Ich such mir einen Platz neben einem riesigen Plüschbären.

Der Bär

Ich bestelle mir einen Kaffee und irgendwie brauch ich Fleisch. Die Bedienung erzählt von keine Ahnung Dia? und ich sage ja. Es ist ein Gemüseeintopf, lecker wärmende Vorspeise. Ich frag nach der Karte. Sie haben das sogar in deutsch. Ich esse Schweinefleisch mit Fritten und einen Salat.unterhalte mich noch mit ein paar Pilgern, die mir erzählen in 1 km gibt es eine Herberge. Klingt gut. Der Weg dorthin ist noch etwas anstrengend, weil ich immer noch nass und sehr müde bin. Auch wen die Sonne jetzt wieder durchkommt.

Der Weg zur Herberge

Es sind auch eher 2 km. Verwirrt bin ich etwas, als der Weg zur Alberga vom Camino abweicht. Oben an der Kirche angelangt frage ich nach. Ein Mann weißt mir den Weg, ich sehe eine Menge junger Menschen, allerdings verunsichert mich der schmale Eingang

eine alte Grundschule
wie man an der Toilette erkennen kann

Ich geh rein und frag, jemand zeigt mir das Matratzenlager. Sowas kenn ich von früher von Berghütten, da lagen wir aber noch viel dichter beieinander.

Der Vorraum
Kuschelig

Alles läuft auf Spenden Basis, um halb Acht gibt es was zu essen und ab 7 Uhr morgens Frühstück. Ich schaffe meinen Kram zu meinem Bett, unterhalte mich eine Weile mit Sarah, die mit ihren Kindern pilgert. Die beiden Jungs mit denen ich mich im Restaurant unterhalten habe sind auch da. Ich hänge meinen nassen Kram draußen auf. Der junge Mann, der hier alles gezeigt hat gibt uns Bescheid, dass das Essen fertig ist. Und es ist wie auf den Hütten früher. Alle sitzen an 2 großen Tischen, große Töpfe auf dem Tisch alle essen plaudern wild durcheinander in Gott weiß welchen Sprachen es ist wunderbar. Es gibt Gemüseeintopf, Tortillas, und Salat. Lecker. Ich sitze zwischen den 2 Jungs aus dem Restaurant. Der eine Spanier der andere kommt ursprünglich aus Russland, lebt in Spanien lernt grade Deutsch. Wir kommen ins Gespräch.

Über Russland und warum viele Ältere die Deutschen nicht mögen, irgendwann auf Spanien und die internationalen Truppen gegen den Faschismus, auf Gramsci und Franko, auf die Kapitalismusdiiskussion. Es ist schwierig aber interessant. Wir kommen zur Philosophie und warum Kreativismus nicht existent ist. Ich erkläre den Jungs anhand der deutschen Friedensbewegung und dem Bonner Hofgarten, was Politik mit den Füßen und Politik aus der Bewegung heraus ist. Anschließend unterhalte ich mich mit Sarahs Freundin noch eine Weile und zieh mich zum Schreiben zurück. Ich hoffe es wird eine Ruhige Nacht.

Freitag der 19. April, Karfreitag

Die Nacht war gut ich habe durchgeschlafen. Morgens 6:45, mitten in der Nacht wach ich auf, weil die Frühschicht, die bis Morgen in Santiago sein will los düst.

Ich werde langsam anfangen, so gut es geht im Dunkeln schon zu packen um heute auch mal vor 10 weg zu kommen, die letzten beiden Tage hat es gegen 16:00 angefangen zu regnen, vielleicht schaff ich’s. bis dann zur Alberge und komm mal trocken an. Das Frühstück hat wie schon das Abendessen Hüttenatmosphäre, wir plaudern noch ein wenig, ich muss noch mein Verdrussteil montieren und mach dann auch los. Der Weg sieht zunächst gut aus

gleich hinter der Herberge

Es regnet. Ich folge den Pfeilen, plötzlich keine Markierungen mehr, der Weg geht steil bergauf, ich höre eine gut befahrene Straße. Also gehe ich in die Richtung. Als ich auf die N-550 stoße, frag ich Google nach dem Weg. Weiter bergauf, das passt zwar nicht zu meinem Höhenprofil im Reiseführer aber Google wird recht haben, außerdem sagt mein Reiseführer, dass ich die N-550 öfter mal kreuze und dann kommen sicherlich Markierungen.

1 Stunde später, ich habe keine Markierung gesehen, checke nochmals Google, falsche Richtung. Naja ist halt mein Weg wie immer mit Irrungen und Wirrungen. Ich laufe zurück, komm an die Stelle an der ich auf die N gekommen bin und Google will mich wieder verkehrt schicken. Jetzt habe ich mehr als 2 Stunden verloren. Ich beschließe erstmal auf der 550 zu bleiben, nach ein paar Kilometern geht tatsächlich ein Weg links runter, aber der wirkt sehr schmal, das ist mir zu riskant. Also bleib ich auf der Nationalstraße, dann ein Trampelpfad, der geht schon gar nicht. Eine humpelnde junge Pilgerin überholt mich, ich will ihr Blasenpflaster anbieten, da ist sie auch schon wieder weg.

Die Straße lang ist sehr anstrengend. Zum einen, weil die Randstreifen seitlich abfallen, zum andern, weil das Höhenprofil viel extremer als auf dem Fußweg ist. Auf einer Wiese steht ein Schimmel der guckt mich an als wisse er genau, dass ich irgendwo noch einen Apfel für ihn habe. Ich kann ihn nur leider wirklich nicht finden, sonst würde er ihn kriegen. Auf der anderen Straßenseite ist eine Weide mit vielen Zicklein. Ich will fotografieren aber jetzt geht meinem Handy der Saft aus, heut ist nicht mein Tag. Ich finde das Ladekabel nicht, die Powerbank wäre vollgeladen. Pfeile habe ich jetzt ewig nicht mehr gesehen, aber rein von der Zeit her müsste ich meinem Tagesziel sehr nahe sein. Ich gebe die Albergue mit Ortsangabe ein ins Tablet, Google Maps will mich nach Italien schicken, 2. Versuch, es gibt ein Hotel Alberga im Mettmann- wo zur Hölle ist Mettmann? 3. Versuch, Google sagt die Allbergue existiert nicht, 4. Versuch ich gebe die URL ein, oh Wunder es gibt sie doch. Google schlägt mir einen Weg vor der abseits der Nationalstraße durch ein Industriegebiet führt. Die Straße ist grottig. Ich. Sehe, dass 200 Meter weiter eine offizielle Abfahrt nach Reis geht da komm ich aber nicht mehr hin. Mein Weg führt immer weiter weg von meinem Ziel. Ich werde erst wieder in die richtige Richtung gebracht nachdem ich ein großes Weingut passiert habe, ich nehme an, die bezahlen dafür. Ich werde jedoch auf der Anderen Seite der Brücke entschädigt, durch ein wunderschönes kleines altes Dorf, durch das ich komme. Ich werde zurück geführt auf die N-550, und stelle fest, dass mein Umweg mehr als ein Kilometer war. Nie wieder ohne Karten und Kompass.

Endlich erreiche ich Reis, finde die Pfeile, Ärger mich über meinen Rollator im Gelände, und auf unebenen Strecken, über zu schmale Bürgersteige und rücksichtslose Autofahrer, die versuchen dich vom Zebrastreifen zu bügeln. Ich kümmre mich um alles andere, nur nicht um meine Wegmarken. Jetzt stehe ich an der Kirche und weiß nicht weiter. Tablet raus Google gefragt Herberge in Antalya, nee, alle Ostergerichte mit Reis bei Chefkoch ich fühl mich langsam veralbert, wo ist die versteckte Kamera? Vorhin habe ich die URL eingegeben. Klappt wieder, langsam lerne ich es. Ich folge dem Weg komme an mehreren Hotels vorbei die alle den Pfeil zu ihrer Rezeption haben folge aber den Aufklebern zu offizieller Herberge. Ich steh davor, sehe die vielen Stufen und will hochgehen um zu sehen wie es drin weitergeht. Der Hospitaleiro, erklärt mir er hätte ein Zimmer im ersten Stock, das für mich besser wäre ich würde es zum Schlafsaalpreis bekommen und er trägt meinen Rollator hoch. Ich nehm die Packtaschen ab, dann ist die Kiste handlicher. Das Zimmer ist klein aber toll,

Bad Küche Aufenthaltsraum klasse. Ich rufe meine Frau an. Der Vermieter zickt. Will irgendwelche angeblichen Dinge sofort auswechseln, das macht der immer wenn er weiß, dass ich längere Zeit nicht da bin. Der Alltag hat mich wieder, vorbei die Gelassenheit, Ruhe, der innere Frieden der letzten Tage, alles beim Teufel, ich krieg einen Heulflash bedanke mich bei meiner Frau und leg auf.

Ich schreib meinem Vermieter, dass er dich einmal in seinem Leben am deutschen Mietrecht orientieren soll. Spreche nochmal kurz mit meiner Frau, um ihr den Kummer zu nehmen, sie kann ja nix dazu, sie musste es halt los werden. Dass das so eine verheerende Wirkung auf meine Psyche haben würde konnte sie ja nicht ahnen, danach brauch ich noch eine Stunde bis ich wieder unter Menschen kann. Ich hol mir meinen Stempel und geh über die Straße ins Numero 2, ein nettes kleines Straßencafé, da kam eine Prozession vorbei, die mich zutiefst beeindruckt hat, vorneweg Messdiener, dann 4 Männer die den verschiedenen Christus um einem gläsernen Sarg tragen und mit dem metallenen Spitzen ihrer Stöcke bei jedem Schritt anklagend auf den Boden schlagen, dann eine Gruppe von betenden Menschen. Vor allem Alte, Behinderte, vom Leben gezeichnete. Danach Maria in einem Schwarzen üppig bestickten Umhang von 4 Frauen getragen, dann die Kirchenmusiker und viele Gläubige. Ich hatte Gott sei dank kein Handy dabei, sonst hätte ich vermutlich versucht die Stimmung einzufangen. Ich bin wieder auf meinem Weg.

Das Essen ist ebenfalls fantastisch. Ich geh zurück, da ist es schon dunkel ich finde keinen Lichtschalter, tappe die Treppe hoch, Stoß mich ein paarmal, und lande dann doch glücklich im Zimmer. Meine Frau hat noch Fragen wegen des Onlineantrages beim Mieterbund. Wir telefonieren noch eine Weile, sie hat, glaube ich, ihren inneren Frieden wieder, ich werde ihn hoffentlich auch wieder finden. Ich heul schon wieder. Langsam nervts. Ich gehe jetzt meine Route für Morgen durch und wird dann versuchen zur Ruhe zu kommen.

Samstag 20.April

Ich Hab mich gestern wieder mal in den Schlaf geweint. Kaum geschlafen, überlegt 2 Tage hier zu bleiben, mich wieder auf die Füße zu stellen, abzubrechen und heimfliegen, was soll das noch? Ich hab Muskelschmerzen und kein Magnesium mehr, meine Knie bringen mich um, die Diclosalbe liegt in Pondevedra, ich werde erstmal ordentlich Schmerzmittel nehmen und dann sehn wie es weitergeht, keine Ahnung ich bin todmüde und ausgebrannt. Ich pack jetzt meinen Kram und hau erstmal ab. Wenn ich meine Schuhe komme. Meine Füße sind noch richtig geschwollen. Ich muss raus. Sonst bleib ich hier sitzen. Ich hab mich dann doch aufgerafft, bin raus, hab die ersten Lemminge (Buspilger) gesehen Und bin hinterher vergessen war die Apotheke, vergessen der Masseur mit Pilgerrabatt. Martin läuft, Teer Kopfsteinpflaster, Sandweg Schotter, das könnte so ein schöner Weg sein, ohne meine hausgemachten Probleme.

Ultreia
immer den Anderen Hinterher

In einem Waldstück passiert, womit ich schon lange rechne, ein unbefestigter Bachlauf der Boden aufgeweicht grober Schotter dazwischen, ich bleib mit meiner Kiste hängen, Rutsch ab, flieg kopfüber mit dem Ding um, Stoß mich am Nacken verdreh mir das Hüftgelenk, der Rollator fällt auf mich. Ich liege auf dem Rücken im Bach der Rollator auf mir und kann mich nicht rühren. Ein junger Mann kommt mir zu Hilfe hebt den Rollator runter hilft mir auf, ich werde morgen sicher einige Blaue Flecke am ganzen Körper haben. Ein Stück weiter stelle ich fest, dass mir Blut am rechten Bein runterläuft. Ich habe doch ein paar tiefe, blutende Schrammen. Am nächsten großen Stein setze ich mich hin und desinfizier und verpflastere mein Bein. Da fängt mein Bruder an mir per WhatsApp eine Diskussion über schädliche Kohlehydrate aufzudrücken. Ich würg ihn ab. Und gehe etwas schwerfällig weiter. Ca. 1 Km weiter kommt eine Bar, ich trink einen Kaffee, und esse an die Diskussion erinnert einen Hamburger ohne Brötchen darum, mit Spiegeleiern und Salat ohne Tomate. Ein italienischer Pilger am Nachbartisch, spielt auf YouTube Bella Ciao und freut sich riesig, dass ich es kenne und wir in Deutschland auch einen revolutionären Text dafür haben. Ich ziehe weiter, der Weg ist wunderschön.

Lemminge wie ich

Ich sehe mal wieder eine Eidechse und fotografiere sie. Ich liebe Eidechsen, hab aber vor der Tour mehr als 50 Jahre keine mehr gesehen. Mein Großvater war mit einem Fahrradmechanikermeister der Post befreundet. Dieser hatte eine Richtige Eidechsenanlage gebaut, die die gerne annahmen. Und während er die 8-er aus unserem Felgen holte beobachteten wir oft stundenlang die Eidechsen. Leider ist dieses Biotop dem Autobahnbau zum Opfer gefallen.

Eidechse

Wir kreuzen die N-550, der Weg ist mit dem Rollator fast nicht begehbar. Ich falle wieder, schlag mir das linke Schienbein auf hol mir eine Beule. In Zukunft, wenn mein Reiseführer von ebenem Fahrweg spricht bleib ich auf der Nationalstraße. da geh ich jetzt sicherheitshalber auch für 500 Meter drauf, dann verlassen die Pfeile die N, wir bleiben aber erst mal auf einer Nebenstraße mit, wie immer, viel zu schmalen Gehwegen.

Noch ca. 1km bis zur Herberge

Ich erreiche ohne weitere Blessuren Valga, und finde auch die Herberge, die im Reiseführer woanders verortet ist.

Skulptur vom Fußkranken Pilger

Da ist nur eine etwas giftige alte Dame, die laut Aussage meiner Mitbewohner, ein holländisches Ehepaar, nur Galeco spricht. Sie will, dass alle Pilger in einem 12er Schlafraum pennen, als wir dann mehr werden schließt sie widerwillig einen 2.auf. Die Herberge hat 78 Betten. Ich geh duschen, werfe meine total versauten Klamotten in die Maschine und versorge meine Blessuren. Danach geh ich schnell einkaufen und was essen. Tagesmenü in der Tappasbar. Gebackenen Fisch, kompletter Salat mit allem außer Tomaten und als Nachtisch gewürfelten Käse. Ein großer Kaffee dazu 10€. Passt. Jetzt versuche ich mich wieder an meinem Blog.

Sonntag 21. April

Ich habe ganz gut geschlafen, wach aber relativ zeitig für mich auf. Mache mich fertig und bin noch vor acht aus der Herberge. Schräg gegenüber die Bar hat offen, so dass ich noch zu einem Kaffee komme und einem warmen Schinkencroissant.

Frühstück

Dann laufe ich los, leider drückt sich mein Reiseführer etwas abweichend von den tatsächlichen Gegebenheiten aus. Am Anfang geht es ganz gut, dann kommt Schotter, ausgewaschene Wege Felsen. Ein Stück starkes Gefälle eine Kurve meine Rechte Bremse versagt, die linke greift, ich mach mal wieder einen Salto Rollatore. wieder die Schienbeine. Wieder ein Pflaster.

Schwer zu handeln
durch einen Bach aufgeweicht
Ideal zum Abkühlen

Ich finde einen Platz der zum Rasten einlädt

Pause

Mein Reiseführer hat vorsichtshalber auch keine Höhenprofile. Mein NLP-Coach sagt mir zwar immer, die Landkarte ist nicht die Landschaft, aber in meiner Welt wären Höhenprofile in Zusammenhang mit Zustandsbeschreibungen sehr sinnvoll. Ich wäre dann aus Sicherheitsgründen auf der N-550 geblieben. Leider ist dem nicht so, es geht erstmal wieder steil nach oben. Das schreckt mich nun wirklich nicht mehr. Eine junge Frau, die offensichtlich Probleme beim Laufen hat gesellt sich zu mir. Sie hätte schon von mir gehört von ihrer Freundin Fabienne. Mir fällt ein, Fabienne hatte erzählt, dass Ihre Freundin im Hospital gelandet sei, weil sie eine Blase ignoriert hatte. Jetzt hatte sie sich auch noch eine Sehne überdehnt, was sie nochmal 2 Tage gekostet hatte. Fabienne wäre schon in Santiago und wartet. Ich lass liebe Grüße ausrichten. Sie ist schneller als ich. Dann geht’s abwärts, steil,

hier ist der Weg noch harmlos

Kopfsteinpflaster, danach Steinplatten mit bis zu 10 cm Abständen, dann Kopfsteinpflaster mit Matsch, Kopfsteinpflaster teilweise vorhanden dazwischen Wassergräben abgedeckt mit Metallgittern in denen die Vorderräder steckenbleiben. I ch muss immer wieder Gruppen von Mountainbikern ausweichen, die teilweise mit einem Affenzahn die kurvenreiche strecke runterkommen. Sie fühlen sich durch mich nicht gestört, sondern motivieren mich eher weiter zu machen. Ich genieße aber die Landschaft auch

Toller Ausblick

Meine Kiste fliegt öfter mal. Ich Versuch nicht mehr sie zu halten, dabei tu ich mir jedes mal weh, die 3 Tage wird sie noch halten. Danach muss sie ohnehin zum Service. In der nächsten Straße verlegen sie grad irgendwas, die Piste ist so schlecht, dass mein Rollator nach vorne umkippt. Nach 5 Minuten habe ich wieder Teer unter den Rollen. Ein Platz mit Bänken, wundervoller Ausblick. Ich mach kurz Pause, 3 spanische Pilger kommen vorbei. Einer zaubert eine Anstecknadel mit einer Jakobsmuschel irgendwoher, sagt etwas auf Spanisch, ich verstehe ihn nicht, er fragt ob ich die Muschel am Rucksack oder am Schal haben möchte er möchte Sie mir schenken.

Ich weiss nicht was ich sagen soll

Ich trag sie jetzt am Schal, sie schütteln mir nochmal die Hand, ermutigen mich weiter zu machen und ziehen weiter. Ich brauch erstmal 5 Minuten bis ich weiter kann.

was ein Glück muss ich da nicht durch

Ich laufe jetzt parallel zur 550, da ist ein Riesenstau. Dann unter ihr durch auf der anderen Seite muss ich doch drauf um über eine Brücke zu kommen, der Weg ist so schmal, dass ich links und rechts mit den Packtaschen scheuere, die sind auch ziemlich fertig. Als ich fast über die Brücke bin kommt eine Spanierin entgegen, die nicht gerade begeistert ist, dass sie wieder umkehren muss. Ich geh weiter. Sie zurück und bringt auf mein freundliches muchas Gracias sogar noch ein Lächeln zustande. Direkt nach der Brücke, am Fluss ist eine gemütliche Bar, ich trink einen Kaffee und bestell mir einen Ensalada sin tomato, soviel kann ich schon. Und unterhalte mich ein wenig mit einer deutschen Pilgerin. Sie zieht weiter, wir werden uns sicher die nächsten Tage nochmal sehen. Der Weg geht Gott sei dank vom Stau weg, durch den Stadtrand von Padròn. Richtig idyllisch.

einfach gut gehen lassen

ich komme von hinten nach Padrón. Trotzdem ist kein Durchkommen. Alles zugeparkt. In Padrón ist Ostermarkt. Die erste Herberge hat eine lange Treppe zu den Zimmern, das tu ich mir heute nicht mehr an. Bei der zweiten sieht man schon von außen, sie ist ebenerdig. Die Hospitaleira ist sehr freundlich, gibt mir ein passendes Bett, mit Steckdosen eine Decke und ein Handtuch. Ich leg mich erst mal eine Stunde hin, gehe in die Stadt zu dem Markt, kauf mir ein neues Taschenmesser, meines ist irgendwo auf dem Camino geblieben. Komm zurück und leg mich wieder hin, mir tut alles weh. Um sechs steh ich auf, Koch mir eine Kleinigkeit und unterhalte mich mit einem Pilger aus dem Sauerland. Dann fange ich an meinen Tagesbericht zu schreiben

Ich werde jetzt noch duschen gehen, Wunden versorgen und mich dann mit einer YouTube Meditation schlafen legen. So der Plan. Ich habe mich dann doch noch mit Dominik aus dem Sauerland festgequatscht. Wir haben Verbesserungsmöglichkeiten für den Rollator diskutiert, wie der ideale Rollator aussieht und sind vom Hundertsten ins Tausendste gekommen. War dann doch wieder nach Zehn.

Montag. 22. April

Ich habe schlecht geschlafen, mir tun alle Knochen weh. Ich brauch jeden Morgen länger, bis ich die Finger schmerzfrei bewegen kann. Ich werde mir heute morgen erstmal eine Apotheke suchen. Ich brauch was für die Gelenke, eine Heparinsalbe, ein Schmerzgel. Und vielleicht doch mal ein paar Schmerztabletten gegen die Kopfschmerzen. Ich habe noch 27 km, die werde ich in 3 Tagen laufen. Gerade verabschiedet sich Dominik, er will heute Santiago schaffen. Und Mittwoch heimfliegen um noch ein paar Tage mit seiner Familie zu haben. Ich will auch nach Hause, aber ich möchte mich auf dem Weg wieder halbwegs fit machen. Ursprünglich wollte ich heute 8 km laufen, aber ich möchte auch nach Hause. Ich will versuchen bis Milladoiro zu kommen.

der Weg aus Padron

Das Wetter ist wunderbar, ich will mir nur noch eine Apotheke suchen. Fehlanzeige in Galizien ist Ostermontag Feiertag. Ich suche eine Weile meine Pfeile häng mich dann an andere Pilger dran, die Teerstraße ist ganz angenehm zu laufen, viele Buspilger überholen mich, und viele die heute noch Santiago erreichen wollen, es ist laut.

wunderbares Pilgerwetter

Ich suche nach einem Laden, finde aber nur einen Snackautomaten. Für 2 Flaschen Wasser reichts. dann geht es endgültig aus der Stadt.

Der Weg wird wieder schwieriger

Eine deutschsprachige Pilgerin gesellt sich zu mir, sie hat einen Hübschen Akzent. Sie kommt aus Litauen und studiert in Heidelberg. Wir unterhalten uns eine Weile, aber mir geht auf dem langen Berg die Luft aus. Ich sag ihr, wenn sie heute noch nach Santiago möchte müsste sie sich sputen. Und bleibe erst mal stehen um Luft zu kriegen. Sie geht langsam weiter und ich habe das Gefühl, dass sie etwas bedrückt. Bin ich inzwischen so abgestumpft? Ich versuche sie nochmal einzuholen. Sie ist etwas schneller als ich und verschwindet aus meinem Blickfeld. Der Weg geht angenehm durch den Wald und dann leider zurück auf die 550 auf den Zebrastreifen werd ich fast von einem Kleinlaster überfahren, der voll auf mich zuhält und ich meinen Rollator im letzten Moment zurückreisen kann bevor wir kollidieren. Ich geh in einen kleinen Laden, um mir nochmal Wasser zu holen. Die Luft ist so schlecht, dass ich einen Asthma Anfall bekomme. Ist nach 10 Minuten vorbei. Ich entdecke eine Bar, das Tor ist zu, die Kellnerin holt einen Schlüssel ich setze mich an einen Tisch, unterhalt mich kurz mit einer deutschen Pilgerin, die mit ihrer Tochter reist, am Nachbartisch sitzt die Litauische Studentin. Ich spreche sie auf mein Gefühl an, sie erzählt mir, sie wollte mir nur noch sagen, dass ich sie inspiriere. Sie studiert klinische Psychologie. Wir unterhalten uns darüber und über Hypnose und NLP. Sie kommt bei Hypnose nicht in die Entspannung. Ich mach eine kleine Übung mit ihr, die Ihre Ruhe und Entspannung gibt und ein sehr schönes Lächeln. Der Glaubenssatz ist aufgelöst. Sie strahlt noch als sie sich verabschiedet.

Ich komme an eine Kirche, da zeigen die Pfeile eine Lange Steintreppe hinauf. Die sind wohl wahnsinnig.

Das geht nicht

Ich schlepp meinen Rollator 2 Treppen hoch bleib hängen Fall mit dem Ding wieder runter. Schnauze voll. Nein ich breche doch kurz vor Santiago nicht ab. An dieser Treppe führt kein Weg vorbei, ich muss die Straßenseite wechseln. 50 Meter weiter gibt’s dann auch wieder eine Straße. So kann der Weg weitergehen, durch kleine Dörfer Weinstöcke, dann mal eine Gasse, so eng, dass links und rechts meine Packtaschen schleifen.

eines der vielen Motivierenden Stoppschilder
schöne Wege
romantische Dörfer

Eine junge Katze verleibt sich spontan in meinen Rollator

An meinem ursprünglich geplanten Ziel, in Teo verdrück ich einen ordentlichen Teller Langustinos und ziehe weiter. Der Weg verlässt die Hauptstraße ist zunächst noch angenehm wird aber dann zu einem Waldweg, der für mich nicht mehr begehbar ist. Nachdem ich für 500 Meter fast eine Stunde gebraucht habe, weil ich meinen Rollator über Steine und Wurzeln wuchten musste, bin ich dem nächsten befestigten Weg auf die 550 gefolgt.

Dort bin ich nur kurz der Weg führt weg von der 550 erst den Berg hinunter zu einer Herberge, die soweit ab vom Schuss ist. 500 Meter weiter geht es wieder in den Wald. Der Weg ist gut begehbar wird wieder zur Teerstraße bis zu einem gehobenen Restaurant, danach wird es wieder ein ausgewaschener Feldweg, der eine Straße kreuzt. An dieser Kreuzung treffe ich Amanda. Sie steht etwas verloren da und ist am telefonieren. Ich frage sie ob alles Ok sei, sie sagt nein, sie ist im Wald sexuell belästigt worden und der Typ sei noch da. Ich biete ihr an mit mir zu laufen, das gehe zwar langsam aber ich passe auf sie auf. Ich seh den Typen auch aber er hält respektvoll Abstand. Er bleibt noch etwa 2 km hinter uns. Ich beruhige Amanda so gut es geht. Der Weg wird steiler und schwieriger. 2 Italienische Pilger kommen nach wir laufen ein Stück gemeinsam. Am Wegrand wacht ein spanischer Pilger grad in seinem Schlafsack auf. Ich bitte die beiden Italiener mit Amanda weiter zu laufen, weil sie doch ein bisschen schneller sind als ich und Amanda noch bis Santiago will . Der Weg ist für ca 300 Meter nahezu unpassierbar endet an einer Straße. Die restlichen 2 km bis zur Herberge ziehen sich fürchterlich, zu allem Überfluss regnet es mal wieder. In der Herberge treffe ich auf freundliche Pilger, denen ich unterwegs auch schon begegnet bin. Alle deutschsprachig. Es wird eine lange Nacht. Ich bin zu müde um Tagebuch zu schreiben.

Dienstag 23. April

Heute bin ich um 6:30 aufgewacht, ich habe die halbe Nacht gefroren bis ich mir eine 2. Decke besorgt habe. Wir treffen uns alle nochmal im Aufenthaltsraum, plaudern noch ein wenig und ziehen gemeinsam Los,

Ein toller Haufen, ich hoffe alle noch einmal auf dem Camino zu sehen

jeder in seinem Tempo.

Vogelscheuchen
Die haben wohl gedrückt

Es regnet immer stärker, nach 1 km kommt ein Kaffeehäuschen. Hier treffe ich Helen mit ihrem Vater wieder. Eine deutsche Pilgerin mit ihrer Tochter, die mir auf dem Weg schon öfter mal begegnet ist. Wir sitzen unter einem dünnen Plastikdach und blenden den Regen nochmal für 20 Minuten aus. Dann ziehen wir nach und nach weiter.

2Km nach Santiago

Ich komme wieder in ein Waldstück. Der Weg ist nahezu nicht begehbar bei diesem Regen. Endlich kommt Santiago in Sicht. Die Straßen werden besser. Ich schau mich nach einer Apotheke und nach was zu essen um. Bei genauerer Betrachtung waren die Langustinos gestern die letzte echte Mahlzeit. Eine Apotheke finde ich rasch, die Apothekerin spricht kein Englisch, aber für Diclosalbe, Schmerzgel Magnesium und Vitamin C reicht es. Mit Essen wird es schwieriger, ich finde eine offene Bar aber Essen erst ab 13 Uhr. Es regnet so stark, dass das Wasser die Sieldeckel hochdrückt.

Der Weg zur Kathedrale zieht sich. Ich habe schon wieder mal meine Pfeile verloren. Da endlich, ich komme auf den Platz vor der Kathedrale. Und frag mich kurz warum ich denn jetzt genau hier bin.

Am Ziel?

Die Kathedrale war nie mein Ziel, sondern der Weg dorthin. Mein Weg. Es ist ein Zwischenziel, das ich erreicht habe, mein Weg geht weiter. Ich werde noch oft hier ankommen und es wird andere Santiagos geben, bis ich den meinen Wegstein mit der Angabe 0,000 km erreiche. Ich höre in mich hinein. Bin ich stolz auf meine Leistung. Vielleicht ein klein wenig. Ich bin dankbar, dass ich einen Teil meines Weges finden dürfte, dass ich heil angekommen bin, dass ich die Stürze ohne große Schäden überstanden habe und für die vielen freundlichen und hilfsbereiten Wegbegleiter. Ich lasse mich von einer Pilgerin vor der Kathedrale fotografieren. Da kommt Bärbel, ich habe sie auf dem Camino getroffen und mich ihr ein bisschen unterhalten. Sie war zwischenzeitlich in Finisterra. Sie fragt mich ob ich schon eine Unterkunft hätte. Ich verneine. Denn ich könnte ja nichts planen. Sie erzählt mir vom Hotel im alten Kloster, die haben günstige Pilgerzimmer. Na dann nix wie hin. Es ist etwas umständlich, weil ich ja voll bepackt bin und so keine Treppen hochkomme. Ich habe Glück und bekomme ein Zimmer. Vor mir steht Elke aus Kaiserslautern, die hab ich auf dem Weg nach Caminha getroffen, mit ihrer Freundin Erika. Wir verabreden uns für später zum Kaffee trinken. Die beiden bringen mich zum Pilgerbüro. Unterwegs sprechen mich einige Leute an, die ich auf dem Weg getroffen habe. Auch Dominik kommt mir entgegen, er hat erste Ideen für den idealen Geländerollator. Er will daran weiterarbeiten. Ab zum Urkunde abholen. Dort treffe ich als erstes Marian. Die war mit uns in Caminha und betreut im Pilgerbüro belgische, holländische und deutsche Pilger. Ich verspreche ihr auf einen Kaffee vorbei zu kommen. Amanda, kommt vorbei und sagt mir, dass sie gut und sicher angekommen ist und bedankt sich beinahe überschwänglich. Nicht dafür. Ich hole meine Urkunde und die Wegbescheinigung

Urkunde
Wegbescheinigung

und geh noch eine Stunde zu Marian ratschen. Ich gehe wieder Richtung Hotel, da hör ich einen entfernten Schrei MAAARTIIIIN. Karen mit der ich in Santa Luzia und in Caminha war kommt mir entgegengelaufen. Sie war nach Muxia gefahren und wieder nach Santiago gelaufen hätte heut den letzten Tag und keine Zigaretten mehr. Wir machten aus gemeinsam zu Abend zu essen und ich wartete bis sie Zigaretten und Urkunde hatte. Wir suchten uns dann eine kleine Tappabar, aßen und redeten nochmal 2 Stunden. Karen ging in ihre Herberge, sie muss morgen früh raus ich zu den Mädels ins Hotel zurück. Wir saßen noch eine ganze Weile in der Cafeteria am Nachbartisch eine verrückte Amerikanische Frauengruppe, die den Eindruck machten als würden Sie zu einem Chor gehören, denn Gesang und auch Choreographie waren gut aufeinander abgestimmt. Sie forderten alle im Raum auf auch was von zu Hause zu singen, wir hatten viel Spass und es war wieder nach Mitternacht bis ich aufs Zimmer kam. Vorher habe ich Elke noch auf den Rollator gesetzt und sie zu ihrem Zimmer gebracht. Sie hat das Knie überlastet.

Mittwoch 24. April.

Ich wache gegen 8 auf und geh um 8:30 zum Frühstück. Dabei treffe ich Bärbel noch kurz, sie fährt nach Porto und fliegt nach Hause. Wir sehen uns sicher wieder, irgendwo. Ich schau nach draußen, es ist ein Wetter zum Helden ersäufen. Ich würde heute kein Tier mit einem Stockmass unter 50 cm vor die Türe lassen. Ich fotografiere im Hotel, das ist ein wunderschöner alter Konvent.

Eingang
Eingang zur Kapelle
Eingangsbereich
Souvenirladen
Garten
Speisesaal
Speisesaal

Folge wundervoller Musik und stehe in einem etwas anderen Souvenirläden. Ich seh mich etwas um, erstehe 2 Kugelschreiber für meine Mädels. Einen Grundlagenkurs spanisch, in Form eines Kochbuchs für die Klosterküche und eine CD mit dieser wunderbar meditativer Musik.

Kochbuch

Geh noch einen Kaffee trinken und mach mich wieder lang. Kalt ist es geworden. Ich vertrödle den ganzen Tag, draußen wird’s nicht besser. Hat was, fast am Ende der Welt, in einem Gemütlichen Bett, ohne Lärm oder Hektik, den Tag zu verbringen. Nachmittags als es aufhört zu Regnen will ich nochmal los, ich hatte Marian versprochen mit einem Stück Kuchen vorbei zu kommen. Kaum war ich draußen ging’s wieder los, Bäcker hab ich keinen gefunden, Wasser reichlich. Unterwegs habe ich noch Amanda getroffen, die zu ihrem Lieblingscafé wollte, ich wollte nur noch aufs Zimmer. 19:44 kommt die Sonne raus. Ich geh mit Elke und Erika essen, Rudi ein Fahrlehrer aus Marburg gesellt sich zu uns, Marian kommt später auch noch dazu. Wir verbringen einen wunderbaren Abend miteinander. Da Elke nicht sehr gut laufen kann und ihr Zimmer gefühlte hundert Meter weiter ist als meines, bring ich sie wieder mit dem Rollator nach Hause. Wir verabreden uns für morgen 9:00 Uhr zum Frühstück. In meinem Zimmer spukt es.

Donnerstag 25. April

Ich hab mal wieder schlecht geschlafen. Wahrscheinlich ist mir das Zimmer zu ruhig. Mir fehlen die 12 Schnarcher. Es regnet mal wieder, aber heut will ich unbedingt raus, ich muss laufen, ich roste ein.

Jetzt geh ich erstmal mit Elke, Erika, und Rudi frühstücken. Anschließend ziehen wir nochmal los, Rudi holt noch seine Urkunde, Elke, Erika und ich gehen in die Kathedrale, aber um zur Figur des Apostels zu kommen ist mir die Schlange zu lang und mit dem Rollator komm ich da nicht durch. Zum Sarg ist weniger los. Dort ist Fotografie Verbot, aber was stört einen Touristen die Würde des Verstorbenen. Ich spreche stattdessen lieber ein Gebet am Sarg und ignoriere die Aufforderung aus dem Weg zu gehen, da man nicht fotografieren könne. An mir vorbei ist das immer etwas schwer. Wir gehen noch was trinken, Erika geht schnell in den Souvenirladen nebenan, um sich eine Camino Kachel für die Haustür zu kaufen und steckt die dann in meine vordere Packtasche. ich will noch zum Orient Bazar, mir ein Bordcase kaufen, um meine Packtaschen mit nach Hause zu nehmen. Google schickt mich schon wieder überall hin, bloß nicht zum Ziel. Es fängt an zu Gewittern. Ich flüchte mich in eine Bar trink einen Kaffee. Als ich wieder auf die Straße komme, seh ich den Berg runter einen Bazar, der hat keine Koffer, der nächste hat. Nun frag ich Google nach der Kathedrale, mein Hostel kennt es ohnehin nicht. Ich gehe wieder abenteuerliche Wege durch enge Gassen, bis ich, wieder im strömenden Regen, in meinem Hotel ankomme. Ich hoffe die Mädels im Aufenthaltsraum wieder zu finden. Ich will ja diese vermaledeite Kachel wieder loswerden. Keiner da, ich leg mich erst mal ein bisschen hin.

Blick aus meiner Zelle

Die Heizung geht nicht es ist kalt. Gegen 5 mach ich wieder los. Ich habe schon wieder Kohldampf. Ich gehe die schlechteste Paella meines Lebens essen und suche das Lädchen mit den Glocken, das Kerkeling beschrieben hatte. Hole größere für meine Lieben zu Hause und kleine für Marian, Elke und Erika. Geistere noch ein bisschen durch die Gassen, verlaufe mich wie immer. Und bin dann glücklich 19:30 wieder in der Cafeteria. Die Mädels sind schon da, Erika bringt ihre Kachel in Sicherheit, denn geb ich Ihnen Ihre Glöckchen. Sie sind gerührt. Dann nehmen wir unser letztes Pilgermenü für dieses Mal. Eine junge Russin kommt vorbei, sie hat mich am Camino gesehen. Es hat sie inspiriert, jetzt möchte sie ein Foto mit mir. Mach ich doch gerne. Wir sitzen noch bis 11 Uhr abends. Verabreden uns noch zum Frühstück um 8. Die Mädels müssen um 10 zum Bus nach Porto.

Ich fang an meinen Kram zu packen, das klappt niemals. Ich bin todmüde und hau mich aufs vollgepackte Bett.

Freitag 26. April

Ich habe heute Nacht ganze Arbeit geleistet. Mein Bett ist leer. Ich habe alles rausgeschoben. Die Hütte sieht aus…… 7:00 Uhr wach ich auf richte mich etwas und geh mit den Mädels frühstücken. Nun ist der erste Teil meines Weges tatsächlich vorbei, ich bin restlos glücklich und heul dabei wie ein Schlosshund. Ich pack meinen Kram, das ist ein hochkompliziertes logistisches Unterfangen. Ich krieg nicht alles rein. Meine Lebensmittel müssen wohl in Spanien bleiben. Ich fahre mit dem Taxi und etwas Wehmut zum Flughafen. Ich weiß ich komme wieder. Das Check-in geht überraschend gut. Ich geh noch was essen unterhält mich dann noch mit einer Pilgergruppe, die sich auch zufällig gefunden habe. Ich habe ein wenig Sorge, weil ich keinen Platz mit Beinfreiheit buchen könnte, aber bei Lufthansa geht es mit dem Platz. Der Flug verläuft ruhig. Ich schlafe sogar zwischendurch mal ein.

Die Flugbegleiterin erzählt mir, dass wir auf dem Vorfeld landen und ich nicht ohne meinen Rollator in den Bus steigen sollte. Das klappt im Gegensatz zu Portugal hervorragend. Das war leider das einzige, das richtig funktionierte. Wir kamen in einem anderen Terminalbereich an, der Aufzug zu den Gepäckbändern funktionierte nicht, ich musste den Rollator runtertragen. Gepäckband 3 wurde auf 9 umgelegt. Nach 25 Minuten schickt man uns zu Band 4, weil die 9 defekt ist. Nach einer weiteren halben Stunde kann ich endlich meine Frau in die Arme schließen.

Der Weg zur S-Bahn gestaltet sich ebenfalls schwierig, durch Bauarbeiten kommt man nur mit einer Treppe auf das Gleis nach Frankfurt. Wir gehen in Darmstadt noch einkaufen und fahren nach Hause, ich will nur noch heim

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Barrierefrei nach Santiago? Teil 2

Mittwoch 10. April 

Ich habe überraschenderweise lange geschlafen. Um 9:30 komm ich auf die Füße. Meine Klamotten sind nicht trocken geworden, weil irgend ein Depp die Heizung rausgezogen hat um sein Handy zu laden. Ich behalte also die alten dreckigen, miefigen Klamotten, in denen ich geschlafen habe an und ziehe ein feuchtes Longsleeve drüber wie soll man da denn gesund werden. Ich packe meinen Kram,stecke pflichtbewusst noch meine Stecknadel ungefähr dahin woher ich komme und mach mich auf den im Pilgerführer beschriebenen weg. Es regnet schon wieder. 

wieder einmal auf der Straße

Treppen runter mit dem Rollator, der ist zu breit, die Treppen nass, also zurück auf die Hauptstraße. In der Stadt geht es noch, aber draußen. Der Seitenstreifen ist eng, fällt nach links ab, das Bankett ist mit dem Rollator kaum handelbar. Ich geh erstmal auf einen Cappuccino in eine Bar, der Wirt spricht deutsch, wir plaudern ein wenig, ich hol mir meinen ersten Stempel draußen klart es auf.

Gemütliche Bar, lecker Cappuccino
das ist Wanderwetter

Also runter mit der Regenjacke, endlich, der Weg die Landstraße entlang ist schwierig aber schön. Die Gegend ist bewaldet die Sonne spitzt leider nur zwischendurch durch die Bäume aber ich genieße es.

Die Sonne tut richtig gut

Der Camino geht von der Straße weg- Richtung Strand. Es ist wunderschön an der Felsenküste lang, aber für meinen Rollstor liegen zu viele Steine und alles mögliche Andere hier rum.  Insgesamt zwölfmal fliegt das Teil, 2 mal flieg ich mit, das tut ganz schön weh.

Blöd gelaufen

Als ich das Teil wieder einmal aufrichte, sehe ich ein kleines Schild: nur für feste und ebene Untergründe. Hä?? Die verkaufen das Teil als OUTDOOR- Rollator. Na das kann ja heiter werden. Ab jetzt bin ich. noch vorsichtiger. Ich will mich aber nicht auf der Straße bewegen wo es nicht sicher ist und nutze die Radwege vorsichtig weiter. Ich lese im Internet von einem Hostel mit Waschmaschine und Trockner. Das ist es mir wert 3,5 km weiter zu laufen. Mich Überholen unterwegs wie immer viele Pilger. Viele davon werd ich wohl nicht wiedersehen, die sind ziemlich flott unterwegs. Ein  Pärchen überholt mich, er bietet mir im Vorbeigehen einen Keks an. Ein anderer sucht mit hochrotem Kopf wohl  die  Herberge von Oia.

Erfrischend
Die Kirche von Oia

Wäre er 50 Meter weiter gegangen, wäre er beim Tourist Office gewesen. Ich fragte ihn noch ob er ein Problem hätte oder Hilfe brauche. Er meint ich bräuchte die doch eher. Vor dem Tourist Office stehen 2 Frauen die eher einheimisch aussehen. Ich ziehe weiter aus den engen Gassen hinaus auf den Radweg, links und rechts von mir aus groben Brocken gebaute Trockenmauern mit Tieren oder kleinen Beeten.

Parzellen

Ich setz mich auf eine der Mauern und ruh mich aus, der Weg verlangt mir ganz schön viel ab, da hilft es auch nix, dass ich mir eine Playlist: Camino zum Mitgröhlen erstellt habe.  

Eine der beiden Frauen von vorhin, kommt auf dm Fahrrad vorbei und fragt mich ob ich Hilfe brauch .Ich sag ihr, dass ich auf dem Weg zum Hostel bin und mich nur im Moment ausruhe. Sie strahlt mich an und sagt das sei das Hostel in dem sie arbeitet, das ist zu Fuß 30 Minuten. Weg und sie könne gern schon meinen Rucksack mitnehmen. Muss nicht sein, bis ich den vom Rollator hab kann das dauern. Ich sag ihr noch dass das bei mir noch mehr als.eine Stunde dauern kann,macht nix, sie ist ohnehin bis 7 da. Ich gehe gemütliche weiter, und komme auch nach Serralo, aber mein Google Maps erzählt wieder komisch Zeug ich solle noch 10 Minuten rechts, links, links da kommt mir die junge Frau schon entgegen. Das Hostel ist genau gegenüber, der. Eingang so breit, dass ich mit dem vollaufgetakelten Rollator gut durchkomme. Ich  frage nach der Laundry, Maschine Waschen und Trocknen kostet 5 €. Egal Hauptsache ich hab mal wieder frische Klamotten. Sie gibt mir eine große Tasche und meint ich solle mich nicht mit der Wäsche befassen, sie würde das für mich erledigen ich’s solle ihr alles geben wenn ich soweit umgezogen bin und mich lieber oben auf dem Balkon in die  Sonne setzen. Das ist doch ein Wort. ich nehm mir was zu Trinken mit hoch und treffe dort die beiden Pilger mit den Keksen. Martin und Karola aus Südschweden. Sie haben sich im September/Oktober auf dem Französischen Camino kennengelernt und sind seitdem ein Paar. Wir verbringen einen netten Abend zusammen. Sprechen darüber, wie man zur Ruhe kommt, ich mache eine Entspannungsübung mit den beiden, helfe ihnen ihre Farbe zu finden. Wir sprechen über den Ozean auf den wir während der ganzen Unterhaltung schauen.und Karola sagt einen Satz, der mir nicht mehr aus dem Sinn geht: 

Listen to the silence between the waves . .

Eigentlich wollten wir essen gehen, aber in diesem Nest hat nichts offen, also schmeißen wir unsere Vorräte zusammen und Martin kocht einen großen Pott Spagetti mit Resten von Chorizo, Salami einer großen Dose Thunfisch , ein paar Oliven und einem kräftigen portugiesischem Käse den ich seit 2 Tagen mitschleppe. Wir haben uns grad noch Heißwasser für den Kaffee gekocht als die Hauptsicherung fliegt. Wir schauen selbst, rufen dann den Besitzer und der einen Elektriker. Bis wieder alles geht ist es 23 Uhr. Die Betten sind gut gestaltet meine ich, in jedem Bett gibts Licht und Steckdose und einen schweren Vorhang der Privatsphäre schafft. Der hat mich die Nacht ganz schön Nerven gekostet. Morgens um 3 wache ich mit einem brutalen Asthmaanfall auf. Ist mir auf der ganzen Tour bisher nicht passiert, durch diesen schweren Vorhang hat kein richtiger Luftaustausch stattgefunden und mein CPAP hat munter verbrauchte Luft in mich reingeblasen, also Anfall bekämpfen, Vorhang weit auf, bis du dann wieder einschläfst.  

Donnerstag 11. April 

Ich bin dann doch nochmal eingeschlafen und werde wach als meine 2 Südschweden Aktivitäten entwickeln. Ich stehe auf trinke mit Ihnen Kaffee, wir unterhalten uns noch ein wenig, versprechen uns, dass wir uns auf einem Camino wiedersehen wünschen uns einen guten Weg. Ich brauch immer ein Bisschen länger bis ich meinen Kram zusammen gezurrt hab, verlasse aber pünktlich um 9:30 das Hostel. Ich brauche als erstes einen Bankomaten, Google Maps erzählt mir in 2 Kilometern, also bleib ich auf der Landstraße. 

Ich entdecke einen großen Campingplatz, vielleicht gibts hier einen „cajero automatico“. wie mir mein Übersetzer erzählt. Geldautomat gibts hier nicht, aber wenigstens lecker Cappuccino.

Wunderbarer Campingplatz
Glückshormone für 1€

 

Hier sieht nichts nach Bank aus, ich versuche nochmal mein Glück, Jetzt spricht das Navi von 8 km, dann kann ich der Muschel  ja folgen. Blöde Idee, die Wege an der Küste sind gar nicht schön. Ich habe große Probleme mit dem Rollator. Und beschließe auf dem Seitenstreifen der den größten Teil der Strecke als Radweg geführt wird zu folgen. ich habe zwar die Kopfhörer im Nacken hängen, aber hören will ich heute nichts außer der Stille zwischen den Wellen.

Hier möchte ich bleiben
Fühle die Stille zwischen den Wellen

Mein Weg ist heute sehr meditativ. Ich lasse meinen inneren Dialog Raum. Der braucht das auch. Ich hab mich in den Atlantik verliebt. Hier möchte ich leben.

Ich taue meinen Augen nicht. Da vorne taucht ein Gebäude auf, dass mich an den Zauberberg erinnert. Das ist das Talaso Atlantico. Ich würde es mir gerne näher ansehen, aber ich weiß nicht, wie weit es noch ist.

Zauberberg?

ich widme mich wieder meinem Weg und dem Meer. Ich kann Bilder machen, aber ich kann die Stille zwischen den Wellen nicht in Worte fassen. Traumhaft, mit der Flut rollten große Wellen auf die Felsenküste, ein faszinierenden Anblick.

unbeschreiblich
Faro de cabo Silleiro

Insgesamt ca 15 km lang war es wunderbar und dann kam dieses Chemieklärwerk aus dessen Röhren etwas seltsam aussehendes in den Atlantik sickert, man findet es 500 m weiter als Schlieren auf dem Wasser, die sich nicht auflösen und weitere 500m weiter als kompakter blasenwerfender Teppich der auf die Felsen kommt.

Normal ist das nicht
schlimm
Riesensauerei

An der gleichen Bucht ist ein Aussichtspunkt, da könnte man meinen, ein Müllaster wäre explodiert. 30 Meter weiter stehen die Müllcontainer. Ich bin kein fundamentalistischer Umweltschützer, aber  bei dem Anblick hab ich mich für meine Spezies geschämt. Ich finde das Dosenpfand so sinnvoll.  

Eine Pilgerin, die mir vorher dabei aufgefallen war dass sie eine offene Taverne suchte überholte mich und fragte mich ob sie ein Foto von mir machen dürfe. Kein Problem, dann noch together, auch kein Problem Ein ander Pilger,  Amerikaner oder Engländer, erklärte ich wäre auf dem falschen Weg, die Herberge wäre da rechts am Berg, mag ja sein aber ich brauche erst einen Geldautomaten. Er biegt ab und überholt mich 10 Minuten später wieder, war wohl doch mein Weg besser.

Der Film zieht sich bis Baiona
dabei ist das eine wunderschöne Stadt

In der Zwischenzeit hat Anne mir die Adresse von einem behindertengerechten Hostel gegeben. Ach ihr wisst ja gar nicht wer Anne ist. Anne ist Rollstuhlpilgerin, hat schon alle Caminos gemacht und hat eine Facebookgruppe gegründet. Karen aus Flensburg hat mich auf sie aufmerksam gemacht. Und Anne unterstützt andere Pilger mit Ratschlägen und praktischen Dingen. Sie hat mir heute Adressen von Fahrradwerkstätten in Vigo rausgesucht weil mein Chopper dringend Service braucht bevor es in die Berge geht.  Ich hangele mich mit Google Maps zu einem Geldautomaten durch, dann zum Froiz und dann in die Herberge, die ist im Untergeschoss hat aber wie zu erwarten eine Rampe. Ich treff dort einen jungen Mann in der Sonne der mir erzählt dass Parsi, die Hospitaleira, bald wiederkommt, wir schwätzen ein Weilchen, ich rufe Sie dann aber doch an. Die Übernachtung ist billiger als ich dachte. Ich arbeite bis 23:00 an meinem Reisebericht, ich hab gestern ja keinen geschrieben. Und geh zu Bett, herrlich bequem. In der Nacht wache ich mit Atemnot auf und suche mein Bedarfsspray. Gottseidank habe ich noch ein oder zwei im Rucksack. Ich sollte mir angewöhnen vor dem zu Bett gehen nochmal Ambroxol zu inhalieren. 

Freitag 12. Aoril 

Heute wird es auf jeden Fall eine kurze Etappe. Ich will nur die Knapp 5 Kilometer nach San Pedro de la Ramallosa pilgern, an meinem Blog weiterarbeiten, den Körper erholen, Seele baumeln lassen geht beim Laufen besser. Eigentlich will ich gar nicht erst los. Aber wie sagt mein NLP Coach. Hülft Ja nix. Ich komme gut 500 Meter weit als ein eine Snackbar sehr aromatisch zum Frühstück einlädt, Gambas in Knoblauch, Salat,  Baguette.  Ein großer Milchkaffee, Mann  ist das gut, die Kulisse dazu.

Was ein Frühstück
und der passende Ausblick

Ich gehe weiter, merke, dass die Sonne heut sehr aggressiv ist und Schmier mich erstmal ein. Im nächsten Angelladen kaufe ich mir einen Hut, meinen hat der Atlantik schon in Portugal geholt und in der Apotheke son Labelllo mit LF 30. ich geh ein Stück weiter und krieg kaum Luft. Ich hätte vor den Tomaten Daosin nehmen sollen. Jetzt reagier ich mit Atemnot, aber die waren so lecke ich hab ja nicht mehr weit. Ich bin in 45 Minuten noch nicht mal einen Kilometer weit. Ich krieg kaum Luft und werde jetzt erstmal hochdosiert Kortison nehmen. Denn mein Sauerstoffgerät ist weit. Etwa bei Halbzeit frage ich ein vorbeikommendes Pärchen, sie erklärt mir mehr auf spanisch wie auf englisch wo ich lang muss, ich versteh, wenn es langsam gesprochen wird einiges von dieser Sprache, ich sollte vielleicht doch noch spanisch lernen. Saint Pedro de la Ramallosa ist ein hübscher Ort, er hat gut ausgebaute Rad und Fußwege, fast Barrierefrei, fast deshalb weil sich das Meer ein Stück Uferpromenade zurückerobert hat.

Die Macht der Natur

Ich setz mich in eine Strandbar und nerve meine Kollegen via live Chat, weil ich eine dauerelastische Schraubensicherung benötige, die Kopfsteinpflasterfest ist. Dabei gebe ich als Name Guiseppe Botazzi an, weil ich hoffe an einen älteren Kollegen weitergeleitet zu werden, der noch weiß wer Pepone ist, der kommunistische tiefgläubige Gegenspieler von Don Camillo, einer meiner Trainer hat mich vor kurzem mit ihm verglichen. Ich esse eine Kleinigkeit trink 2 Milchkaffees und sehe 2 Tauben und 2 Möwen etwas uneinig mit den Resten von Touristen umgehen. Da ist bestimmt mein Schutzengel und mein Krafttier dabei.

Schutzengel
Krafttier

Ich gehe weiter zur Herberge, ist ein ganz schöner Buckel, das kann ja heiter werden in den Bergetappen. Wenn mir hier schon die Luft ausgeht. Oben erwartet mich ein wunderbares,  altes Kloster, der Hospitalero spricht kaum Englisch, das bin ich hier gewöhnt. Aber er ist sehr hilfsbereit. Mein Zimmer liegt im Erdgeschoss, Einzelzelle bequemes Bett neu bezogen wunderbar ruhig, ich hab das Bedürfnis zu beten, die Kapelle ist geschlossen. Es geht auch auf dem Bett. Flach liegend ,tief entspannt, ein viertel Stunde mit Gott sprechen und spüren, dass es kein Monolog ist. Danach bin ich wieder voll verheult, aber langsam glaub ich das ist Teil meines Weges. Ich wasch mich, pack Fettcreme auf den Sonnenbrand, den ich mir trotz LF50 geholt habe, Jammer noch ein bisschen rum, trenne die Hosenbeine ab und zieh los zum einkaufen. Ich bekomme tatsächlich mal Alles. Es ist schade die haben im Einkaufszentrum so ein tolles Frischfischangebot und hier in der Herberge gibt es nur eine Mikrowelle. Aber ich nehm mir Erdbeeren mit, bei meiner Lauferei bleibt der Zucker recht niedrig. Ich bleib noch ein wenig im Klostergarten sitzen und komm dann rein um zu schreiben. Gegen 19:30 mach ich mir was zum Abendessen. Telefoniere dann mit meiner Frau, mit dem Kind, das seine Rigips-Platten nicht fest kriegt, nochmal mit meiner Frau bis sie zuhause ist und dann mit meinen Vögeln. Ich befreie meinen Text noch von Autokorrekturen und schicke ihn meiner Frau zum überarbeiten. Mittlerweile ist es 0:30 und ich bin todmüde. 

Samstag 13. April 

Es ist symptomatisch, Kloster kein CPAP, weil ich dachte ich hab genug Kortison im Körper 

Ich träume, ich kann weitergehen, mein Leben wird von Tag zu Tag lebenswerter und wenn, ich wirklich glücklich bin, werde ich abberufen. Ich könne aber auch umkehren, in mein altes Leben zurück und damit alt werden. Ich hab die Wahl, Meine Knie tun höllisch weh. Ich krieg kaum Luft, das Wetter sieht grau aus.

Blick aus meiner Zelle

Ich nehme also Kortison, Schmier meine Knie mit Diclo ein und lauf los, nicht ohne Mutter Maria um einen guten und trockenen Weg zu bitten. Wozu bin wohl sonst hier. Der Weg ist sehr anstrengend und hügelig und geht momentan wieder mal an der Landstraße lang. Meine Vorderräder sitzen schief in der Führung. Kommt wohl von den vielen  harten Schlägen an den Randsteinen. Das erleichtert das Ganze natürlich ungemein. Außerdem leiern meine Verzurrgurte langsam aus. In einer Reifenwerkstatt  frag ich nach Unterstützung, der Mechaniker rüttelt an meinen Vorderrädern, sagt stabil und geht. Ich geh immer bergan aus  Nigrán raus, die Gehwege sind schmal und holprig, die Randsteine hoch, Absenkungen und Fußgängerüberwege häufig zugeparkt.

Die Strassen sind eher unangenehm zu gehen

Es geht eine ganze Weile bergauf, ich komme gewaltig an meine Grenze, vielleicht auch etwas drüber hinaus. An der gefährlichsten Stelle der ganzen Strecke ist der Fußweg wegen einer einsturzgefährdeten Mauer gesperrt. Ich muss an der Straße lang. Das erste Mal auf meinem Weg hab ich etwas Muffensausen. Aber es geht gut. Oben angekommen sehe ich erst mal wieder das Meer.

Jetzt geht es besser. Die Gehwege werden noch schmäler, ich muss immer wieder auf die Straße ausweichen. Aus einer Taverne riecht es verführerisch nach gegrilltem, leider haben Sie keinen Platz für meinen Rollator, Ich ziehe hungrig weiter, finde endlich meine Muschel wieder und laufe Richtung Herberge. Die liegt hoch über der Straße und eine steile Treppe führt hinauf.

Herberge
Treppe

Ich quäl mich hoch um zu sehen ob ich mit dem Rollator eine Chance hab und stell fest, dass es über den Kirchenvorplatz eine Möglichkeit gibt. Ich schiebe meinen Chopper Richtung Kirche, der Aufstieg ist brutal steil, mir graut davor dort morgen wieder runter zu müssen.

Der Weg für den Rollator
Die Kirche ist wunderschön

Ich rufe die angegebene Telefonnummer an und hab einen spanisch sprechenden älteren Herren dran, wie ich später erfahre ist er 77, der ruft erstmal nach Maria, denn die spricht englisch. 5 Minuten später ist der Hospitaleiro da und erklärt mir Alles. Ich verstehe kein Wort, aber seine Gesten sind eindeutig. Kurz darauf kommen noch 2 Spanische Pilgerinnen, eine davon spricht ein klein wenig deutsch. Unterhalb der Herberge von Saians gibt es eine Snackbar mit Kinderparadies, wo Papa wenn er Samstag zum Kartenspielen geht, die Kleinen parken kann. Sieht kindgerecht und sicher aus, da hat sich jemand Gedanken gemacht. Ich will ein spanisches  Omelett bestellen, der Wirt rät dringend davon ab, weil das 12 Eier und mehr als ein Pfund Kartoffeln sind. OK, überzeugt. Ich nehm dann doch lieber Hühnerbrust. Das ist tatsächlich Brust am Knochen mit Haut und Flügel butterzart gegart, ohne trocken zu sein, lecker Salat, Brot, hinterher noch Erdbeeren mit Sahne, das Ganze 5€. Passt. Auf dem Weg zurück werde ich gut nass, aber ich hab ja trockene Klamotten in der Herberge. Nebenan, im Dorfgemeinschaftsraum tobt ein Kindergeburtstag. Wobei, die Kinder hört man eigentlich gar nicht. 

 Ich wird mir noch eine Kleinigkeit zum Abendessen machen und dann mal früher schlafen gehen. 

Sonntag 14. April 

Das mit dem früh schlafen würde nix, der Kindergeburtstag nebenan dauerte bis deutlich über 23:00 Uhr raus, Zum Schluss zerplatzten sie dann noch alle Luftballons  

3 Stunden später wachte ich auf mit höllischen Schmerzen im Rechten und etwas Taubheit im linken Bein. Ab dann war ich alle halbe Stunde wach meine beiden Damen hingegen sägten um die Wette.  

Bei halbwegs brauchbarem Wetter ziehe ich los. Der Wind ist kalt, aber es ist trocken. Ich  gehe erstmal Richtung Meer, 1 km in die komplett verkehrte Richtung. Es geht bergab und ich muss dasVerdrussteil von Rollator ständig festhalten, denn die Bremsen taugen nur für Garten im Altenheim und blockiere ich sie rutscht dieses profillose Teil einfach weiter.

Bergab ist nicht gut

Immerhin finde ich die Straße die ich gestern gehen wollte und endlich meine Pfeile. Ich rufe meine Frau an, erklär ihr Office 365, und lauf dann weiter Richtung Vigo, ein weitgehend angenehmer Weg, nur seh ich seit einer halben Stunde keine Pfeile mehr. Ich bin wohl verkehrt abgebogen, ich laufe in einem tristen Gewerbegebiet, alle Imbisse zu. Ich hab nix gefrühstückt außer einer Banane und einer lecker Orange. 

Ich orientiere mich Richtung Vigo es wird nicht besser.An einem Kreisel, an dem ich geradeaus weiter müsste, muss ich rechts abbiegen wegen der Leitplanken zurück und an der vielbefahrenen Strasse lang ist mir zu riskant.

eigentlich wollte ich hier geradeaus

Das nächste Problem folgt auf den Fuß. Die Leitplanke Ist von einem Crash soweit eingedrückt, dass ich mit den Packtaschen nicht durchkomme. Ich schnall die ab, schieb den Rollator durch das Hindernis, seh wie ein kleiner Typ mittleren Alters sich mit meinen Packtaschen davon machen will. Ich lasse einen furchtbaren Schrei los und lauf mit erhobenen Armen auf ihn zu, er lässt die Taschen fallen und rennt. Mach ich auch gleich wieder weil dieser Sch…Rollator sich mangels Profil schon mal wieder selbstständig macht. Ich schiebe ihn in das nächste Gewerbegebiet. Jetzt hab ich  Technik, Autos, Transport. Irgendwann müssten mal Menschen kommen. Unten angekommen sehe ich als erstes einen Lidl, dann ist wahrscheinlich Mac Fett nicht weit, ich gehe die Straße lang. Florida heißt sie, und stelle fest ich hab mich geirrt, es ist ein Burger King. Ich hab zwar Hunger, aber darauf hab ich nun wirklich keinen Bock. Ich tickere Anne an wegen einer Unterkunft. Sie hat ein paar Tipps für mich, ich such mir das Hotel in Hafennähe aus und rufe vorsichtshalber von unterwegs an, um zu buchen. Was sich als schwierig rausstellt, weil ich kein Spanisch kann. Ich geh dann los 3,5 km kriege ich auch noch hin aber die engen Straßen der Innenstadt, mit vielen Treppen und Google Maps harmonieren nicht so sonderlich.

Wo ist mein Hotel
schöner Ausblick

Ich halte einen Streifenwagen an, ein netter Polizist erklärt mir erstmal, dass es das Hotel nicht gibt. Ich zeige Ihm die Webseite und er erklärt mir einen Weg. Fast richtig nur da kommen wieder Treppen. Ich muss mein Gefährt wieder 40 Höhenmetern hochschieben, Langsam geht mir Vigo auf den Geist. Keine Markierungen, weil der Bürgermeister keine Pilger in der Stadt haben will, in den Kaffees kriegt man keine Stempel. Dann diese steilen Wege, und mein Rollator. Endlich habe ich das Hotel gefunden, mein Zimmer ist erst in einer Stunde fertig, jetzt ist mein Pilgerpass weg. Ich geh ihn suchen, ich hab ja Zeit und noch immer Hunger. Ich finde ihn tatsächlich nach knapp 500 Metern wieder. Mann bin ich froh. Ich gehe Richtung Hotel, finde an der Uferpromenade ein sympathisches Restaurant. Ein freundlicher englischsprechender Kellner gibt mir einen Platz und lecker Oliven. Ich bestell mir ein 500g Ribeye mit Kartoffeln und bekomme nach kurzer Zeit ein mächtiges, butterzartes Steak mit frischen Kartoffelchips und gegrillten Peperoni.

Dass ist mal ein ordentliches Stück Fleisch

Diese Steak rettet meinen Tag und versöhnt mich mit Vigo. Ich geh zum Hotel, dort sitzt ein Typ der kein Wort englisch kann und mir bei biegen will, dass er nichts frei hat. Ich verweisen ihn darauf, dass seine Kollegin mir für oktscho ein Zimmer zugesagt hat und ich einstweilen schon meine Packtaschen dagelassen hab. Ich krieg mein Zimmer. Der Aufzug und mein Rollator werden vermutlich nie Freunde. Das Ding ist zu klein. Ins Zimmer krieg ich den Chopper nur leicht gefaltet. Der nächste Schreck, der Raum hat kein Fenster ins Freie,stattdessen aber zum Flur, Ich hoffe es findet ein Luftaustausch statt. Das Wasser wird nicht warm in der Dusche, ich drehe von warm auf kalt und stelle fest, die haben die Röhre vertauscht. Wissen muss mans. Ich stell meinen Wecker und hoffe dass die Nacht besser wird als die letzte. 

Montag 15. April 

Ich habe halbwegs gut geschlafen, aber nicht ausgeschlafen, ich checke den Wetterbericht. 

Regen, Regen und nochmal Regen, zur Sicherheit schau ich noch mal raus.

Sauwetter

Die Briten sagen hierzu it´s raining cats ans dogs. Bei dem Wetter komm ich den steilen Berg vor Redondela niemals unfallfrei runter. Vor Allem nicht mit meinen Verdrussbremsen. Ich frag nach ob ich das Zimmer noch eine Nacht haben kann, geht. Ich versuche eine Fahrradwerkstatt aufzutreiben, die sich um meine Bremsen kümmert. Die einen haben zu die andern können sowas nicht. Mist, ich will ein paar Funktionsshirts kaufen, bei XL ist Schluss. Eine Verkäuferin im Outlet eines Herzogensuracher Labels versichert mir allen Ernstes, die werden nicht größer als XL produziert. 

Ich klappere die ganze Fußgängerzone und ein Einkaufszentrum ab. Immer das gleiche. In der Zwischenzeit bin ich tropfnass.

so macht das keinen Spass
auf die Nase gelegt
und zwar gewaltig

Ich geh erstmal lecker frühstücken, hol mir in der Touristinformation noch einen Stempel, geh wieder ins Hotel und vertrödle den Nachmittag, mit lesen, zocken, pennen 

Ohne schlechtes Gewissen, einfach so. Um halb acht zieh ich mich an um essen zu gehen, da erwischt mich wieder einmal mein Asthma eiskalt. Und kein Fenster zum öffnen. Nach 10 Minuten ist der Spuk wieder vorbei. Es hat aufgeklart, strahlender Sonnenschein, ich lauf nochmal eine Stunde durch den Hafen und genieße den Abend.

Vigo ohne Regen
schön

Dann geh ich in einen Paellaladen, will bestellen und stell wieder einmal fest, ich bin in einem internationalen Seehafen, die meisten Boote hier laufen nicht unter spanischer Flagge, aber kein Kellner spricht englisch. Ich bestell aus der Karte eine Paella und einen Salat ohne Tomate, Fragezeichen in den Augen, No Tomato, er schüttelt den Kopf ohne Tomate geht nicht. )5 Minuten später kommt er mit einem Zettel, auf dem steht, dass es Paella nur von 12 bis 14 Ihr gibt. Also lande ich im gleichen Laden wie gestern, bei einem anderen Kellnet, der spricht wie soll’s anders sein nur spanisch. Am Ende esse ich das gleiche wie gestern. 500g Entrecote Medium mit frischen Kartoffelchips und gegrillte Peperoni. Als ich das El Puerto verlasse ist es bereits dunkel und ich schlendere noch durch den Hafen ehe ich in mein Hotel zurückkehre.  

bei Nacht

Vor den Kommenden Etappen muss ich mein Gepäck umorganisieren und einen kopflastigen Rollator kann ich in den Hügeln sicher nicht gebrauchen. Der CPAP kommt in die Lebensmitteltasche, da ist dann noch Platz für eine Getränkeflasche.ich bin müde, leg mich hin, gegen 2 Uhr Atemnot, Panik, bis ich richtig wieder atmen kann dauert es einen Moment, ich wird versuchen wach zu bleiben. Um 5 das Gleiche nochmal. Das Nautico ist ein wunderbar, preisgünstiges Hotel, aber lasst euch nie ein Zimmer mit der 03 abdrehen, die haben als einzige keine Fenster. 

Dienstag 16. April 

Um 8:30 hab ich meinem Krempel endlich so sortiert, dass es für die Berge passt. Ich brauch nur noch etwas Sicherungsmaterial eine Feile um die Verdrussbremsen aufzurauhen, der Hersteller lässt mich einfach im Regen stehen, und WD40. Alfredo, der Rezeptionist, hilft mir noch mit dem Gepäck nach draußen und erklärt mir grob den Weg.

Mein Weg
Da will noch einer weg
Wo bin ich?

Letzte Nacht hat es wieder geregnet und der kurze Weg nach Redondela ist mir zu riskant. Lieber gehe ich wieder am Meer lang, auch wenns weiter ist. Ich verfranse mich wie immer und frag einen freundlichen Polizisten, der erklärt mir den Weg zum Bahnhof und sucht auf seinem Handy den Fahrplan, seine Kollegin versteht dass ich tatsächlich laufen will und weist mir den Weg über die nächsten 3 Kreisel 

Es geht immer bergauf, ich setz mich auf eine Bank um den Weg zu checken, da kommt eine ältere Dame, die wohl extra deshalb umgedreht hat, und fängt wort- und gestenreich an auf mich einzureden 

Ich verstehe schon spanisch kaum, aber dieser Dialekt ist schon etwas befremdlich. Was ich verstehe ist den Berg weiter hoch und dann immer geradeaus. Ich bedanke mich und sie geht wieder ihrer Wege. Ich treffe sie noch zweimal und immer fuchtelt sie lächelnd und wortreich Richtung Redondela. Nach 2 km merke ich dass ich meinen Schal im Hotel vergessen habe. Umkehren? Kommt gar nicht in Frage. Ich ruf Alfredo an, er sagt zu, ihn aufzuheben bis ich nächstes Jahr wiederkomme. Schaumermal. In einem Asialaden erstehe ich einen neuen hellblauen, außerdem Kabelbinder, Zange, Imbussatz, WD40. Die Bürgersteige sind eine Katastrophe, zugeparkt, Unkraut wächst 1 Meter hoch. Zu eng, schräg, hohe Randsteine, löchrig, Zebrastreifen zugeparkt. Es nervt. Gehsteig hoch, Gehsteig runter, ich bleib mit den Packtschen hängen, So geht mir das heut den ganzen Tag. Als ich aus Vigo raus bin wirds besser

letzter Blick auf den Hafen
Sie hat posiert bis ich sie fotografiert habe

Pfeile hab ich genau 2 gesehen. Den nächsten dort wo soviel Rollstuhlfahrer verunglücken, den Weg hatte ich sein lassen, weil es wieder regnen sollte 

Noch einen nach 1 km noch einer auf der Leitplanke, und ein paar runde gelbe Flecken, da hat offenbar irgend ein Stratege versucht den Weg unkenntlich zu machen. Ich hab ja mein Navi auf dem Handy. Dann auf der gefährlichsten Kreuzung auf dem Ganzen Weg fällt Google plötzlich ein, dass auf der Uni Duisburg jemand unterrichtet der so heißt wie meine Herberge, will mich nach Duisburg schicken, und vergisst die ursprüngliche Adresse. Ich geh erstmal ein Stück weiter, bis ich Von der Nationalstrasse runter bin bin. Da sind 3 Pfeile auf 20 Meter. 1 km weiter bin ich in der Herberge, nur die ist voll, die nächste ist voll die nächste hat zu, die nächste in der ich waschen kann ist 7 km  weg. Das werden wir auch noch schaffen. Schade, Redondela ist ein netter Ort.

En richtig klarer Fluss

Ich brauch ein anderes Navi. Der erzählt mir ich soll links runter auf der anderen Seite wieder hoch. Es erzählt mir , wenn ich auf der Straße bleibe ist 13 Minuten Umweg. Stimmt nicht, aber der Aufstieg bringt mich fast um. Ich krieg fast 10 Minuten kaum Luft. Der Weg zieht sich gewaltig. 

Der Weg ist wunderbar, jedoch anstrenged

Am Ortseingang von Arcada steht ein Hotel,ich bin geneigt die 700 Meter sein zu lassen und einzuchecken. Ich kann nicht mehr. Ich raff mich nochmal auf und geh zur Herberge O Recuncho de Peregrino, die ist als behindertengerecht ausgewiesen am Eingang eine enge lange Treppe. Ich will schon schimpfend weiterziehen, als 2 Mädels aus Stuttgart sich anbieten oben zu fragen. Der Hospitaleiro , Miguel, bietet mir an im großen Raum im Erdgeschoss zu übernachten aber alles andere ist oben. Passt er lässt mich unten rein. Hier ist tatsächlich alles behindertengerecht. Breite Gänge, gut erreichbarer Sanitärbereich. Miguel bietet mir an Alles was ich brauche nach unten zu bringen. Die paar Treppen komm ich hoch. Miguel bietet auch an für kleines Geld meine Wäsche zu waschen. Das nehme ich gerne an. Er hat einen kleinen Shop dabei. Ich hol mir Pizza und Wasser. Unterhalte mich, bis meine Pizza durch ist, noch mit ein paar Pilgern und geh schlafen, mir stecken heute die 23 km ganz schön in den Knochen.

Blick aus dem Küchenfenster
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Barrierefrei nach Santiago? Teil 1

Sonntag 31. März

Jetzt ist es endlich soweit,

Sonntag 31. März

Jetzt ist es endlich soweit,

Ich sitz im Flugzeug, obwohl mir diese Drachen nicht wirklich geheuer sind. Ich habe mein halbes Leben unter Flugangst gelitten und kann nicht behaupten, dass ich mich wirklich wohlfühle.

Nun sitz ich also im Flieger, nach Porto, über Lissabon, das ist irgendwie wie von Frankfurt nach Offenbach über Würzburg, aber wenn man nicht morgens um 7 Uhr mit einem Seelenverkäufer fliegen will muss man halt Umwege in Kauf nehmen.

Ich hab mir vorgenommen von Porto nach Santiago zu gehen, mit dem Rollator, weil ohne geht da nix mehr.

Geboren als Schnapsidee auf einem Darmstädter Klinikflur. Ich war gerade mit wieder mit gehen üben, wenn die Luft fehlt, beschäftigt, mit Klinikrollator und. Sauerstoffflasche vorne. Nach einer schweren Lungenendzündung, als mir ein vermutlich türkischer Mitpatient, ausgestattet wie ich, erzählte, wenn er nächste Woche raus darf fliegt sein Sohn mit ihm nach Mekka und dann wird er wieder ganz gesund.

-der Drache ist beängstigend laut und ununterbrochen piepst ein Alarm-

Pilgern, ganz gesund? Hat was

Den Jakobsweg hatte ich Des Öfteren schon im Kopf aber mit 36% des normale. Atemvolumens ein absolutes NoGo. Nur manchen Gedanken wirst du nie wieder los. Also hab ich mich schlau gemacht, Reiseberichte gelesen, Kerkeling gehört und festgestellt den Weg über die Pyrenäen werde ich.  niemals packen. Dann erzählte mir der Sohn einer Freundin vom Küstenweg. Am Atlantik lang, Seeluft, ein Paradies für Asthmatiker. Die Schnapsidee nahm Gestalt an. Ich würde also, nach der REHA, wenn’s der Lunge wieder besser geht den Küsteweg gehen. Also fleißig trainieren, es geht mehr als 2 km am Tag, noch immer mit Rollator.

Nach der REHA ist klar, mehr als 400 Meter ohne Rollator geht nicht.

Ok, man kann sich ja arrangieren. Und da war ja noch der Küstenweg. Mit Kassenrollator unmöglich

 Also müsste ein geländegängiger Chopper her. Garnicht so einfach

Es wurde dann ein Dietz TAIMA. Das Ding ist so niedrig also Griffverlängerung.

Ich lauf in der Mittagspause mit Kollegen ca 1,5 km um mich an das Teil zu gewöhnen. Als meine Checkliste fertig ist und ich alles was ich brauche zusammenrechne stell ich fest, dass ich DAS nie in meinen Rucksack bring

Also erstmal die Rollator Läden abgeklappert. Man schaut mich fassungslos an, erklärt mir ich sei verrückt, als ob ich das nicht vorher gewusst hätte, einige bitten mich aber, evtl gefundene, gangbare Lösungen zu kommunizieren. Ich arbeite in einer technischen Abteilung. Die beiden Kollegen mit denen ich laufe strotzen vor Ideen.

So kommt als Ergebnis raus Packtaschen- Träger für Fahrradvorderräder und Prophete Packtaschen, eine Transporttasche vom Dietz der Rest muss in den Rucksack.

Das Fliegen ist erstmal noch ein logistisches Problem. Die Packtaschen dürfen auch leer nicht am Rollator bleiben. Also muss ich noch ein Bordcase mitnehmen, das werde ich in Porto verschenken

-Der Himmel über dem Meer ist ziemlich diesig-

Atlantik? Himmel?

Meinen Reiseführer den ich während des Flugs lesen wollte liegt auf dem Schreibtisch dann hör ich eben Musik und schreibe.

Ich habe eine gute Freundin, die Lebensberatung macht, gebeten mal meinen Schutzengel zu fragen was er von dieser Tour hält. Die entscheidende Antwort, nicht von ihm, sondern von einer Ahnin, war ich hätte schon viel blödere Ideen gehabt. Ansonsten wird der Weg schwer, ich kann ihn schaffen. Mein Weg ist behütet und er wird mich verändern. Schaumermal

-Wir haben das Meer hinter uns gelassen und fliegen wieder über Land, Ich denke wir werden bald landen-

Kurz vor Lissabon

Hektik in Lissabon

Beim Aussteigen frage ich die Stewardess, wo ich denn jetzt meinen Rollator bekomme. Sie sagt mir da müssen sie zur Gepäckausgabe. Der Bus, ich fühl mich wie in Tegel, nur dass ich den Dialekt hier noch weniger versteh, hält selbstverständlich am anderen Ende des Terminals. Also ohne Rollator gefühlte 1,5 km treppauf treppab. Dort ist er nicht, also zur Gepäckermittlung. die sagen er ist im Gepäck nach Porto und Sie müssen jetzt zu Terminal 1, da hatte der Bus gehalten. Fremder Flughafen, jeder schickt einen woanders hin. Endlich Sicherheitsüberprüfung. Und wieder schickt man mich zu einem falschen Gate. Endlich bin ich richtig, nur der Flieger kommt erstmal nicht bei.

30 Minuten später geht es weiter, wir stehen vor dem Flugzeug und schlagartig fällt mir unsere Dieseldiskussion wieder ein. Feinstaub haben die hier nicht. Das ist richtig grobes Zeugs, dass da der 2.  Bus, ein großer Kompressor ein Tankwagen und ein Schlepper in die offene Türe blasen. Das feinste sind wohl die Abgase aus dem Warmlaufenden Triebwerk. Dafür ist dann die Stewardess mit einem wundervollen natürlichen Lächeln eine echte Offenbarung da macht’s auch nix aus, dass wir aus Wettergründen in 5000ft im Nebel Richtung Porto schleichen. Ich muss den Sprit ja nicht zusätzlich bezahlen. Endlich klärt es auf fühlt sich aber trotzdem an wie Nebenstrassen in Offenbach, da knirscht und wackelt alles und eben hat mir die Flugbegleiterin in Ihrer Muttersprache denke ich, zu verstehen gegeben, dass ich mein Tischchen wieder hochklappen soll. Ich habe zwar kein Wort verstanden aber die Geste war eindeutig

kurz vor der Landung

Am Flughafen dann das alte Thema: Wo ist mein Rollator. Ich hab ihn ca 2 Stunden später

Etwas verbogen aber nix Ernsthaftes. Dann mit einem Taxler der nur französisch und Portugiesisch sprach ins Hotel. Ich hatte extra Barrierefrei gebucht

Das erste ist eine ca 30 cm hohe Stufe am Eingang und barrierefrei heisst dann, dass jemand rauskommt und hilft, wenn jemand stark genug da ist.

Das Zimmer ist ganz nett, das Bad grandios, das warme Wasser ist kaum vorhanden das Bett ist eher grottig.

Sieht zwar schön aus, ist aber extrem hart und hat eine, für diese Jahreszeit viel zu dünne Decke

Ich frier die ganze Nacht wie ein Schneider und es ist laut ich finde kaum Ruhe

Montag 1. April

Heut morgen hab ich begonnen meine Packtaschen für die Tour einzuräumen

Dabei stelle ich fest, mein Rucksack wurde geplündert

Es fehlen Schmerztabletten, die Pilgermuschel und 200€ die ganz unten im Rucksack lagen.

Da hatte jemand Zeit oder Wissen von der Sicherheitskontrolle. Ich hoffe es geht nicht So weiter

Ich werde jetzt erstmal ein wenig Siteseehing machen

Die Innenstadt ist mit der Metro wunderbar zu erreichen, nur der Ticketkauf es ist etwas tricky

Aber die Portugiesen sind hilfsbereite Menschen. Ich steige aus der Metro und lande – Ja wo eigentlich- Auf einer Kreuzung zwischen sage und schreibe; 4 Baustellen, die Gehwege sind hier ohnehin sehr schmal so dass mit dem Rollator kaum ein durchkommen ist

Ich liebe alte Städte, aber an Porto hat der Zahn der Zeit wirklich genagt. Eigentlich schade

ich mach noch eine klassische Stadtrundfahrt. Es ist sicher ich komm hier nochmal her zum Urlaub machen. Wunderbarer Ort und wo begehbar auch barrierefrei

Porto 1
Porto 2
Porto 3
Porto 4
Porto 5

Gegen 19:00 Uhr komm ich zurück ins Hotel. Ich entdecke die Fernbedienung für die Heizung und es wird angenehmer. Ich habe noch nicht mal Lust was essen zu gehen ich wache das erste Mal um 1 Uhr wieder auf, das 2. Mal um 6 Uhr

Dienstag 2. April

Heute bin ich endgültig losgezogen

Mit dem Bus zum Strand und dann immer gradeaus. Der Holzsteg ist beschwerlich die Reifen haben zu wenig Luft, es ist frisch am Atlantik. Im Sand haben die Reifen zu viel Luft man kommt kaum vorwärts, ich muss immer wieder auf die Hauptstrasse ausweichen, das ist nicht wirklich angenehm aber ich komme deutlich besser voran. Ich habe meinen Rollator suboptimal montiert, die Packtaschen rutschen ständig, mein Rucksack ist noch immer zu schwer das Gerät ist nicht Kopfsteinpflaster tauglich, die verdammte Packtasche für den Taima schleift auf den Vorderrädern. Ich muss also was tun. In Povoa sagt Google gibt es einen Fahrradladen

Kurz vor Vila du Conde

in Vila du Conde esse ich einen mittelmäßigen Bürger aus was auch immer, könnte Pressspan sein, lecker Cappuccino dazu. Danach frag ich in einem Medizintechnikladen nach Verbesserungsmöglichkeiten für mein Gefährt. Der meint ich hätte schon mehr getan als er sich hätte vorstellen können. Warum sind Kaufleute nur so einfallslos.

Grundschule von Vila du Conde, streng nach Geschlechtern getrennt

Der weitere Weg nach Póvoa de Varzim geht an der gut ausgebauten Strandpromenade lang.

Strand vor Povoa de Varzim

Jetzt erst merke ich, dass ich meine Fahrradhandschuhe, im Burgerladen vergessen hab. Zurück geht nicht mehr, viel zu kaputt. Der Fahrradladen macht erst in einer Stunde auf. Also trink ich an der Strandbar 2 Milchkaffees, extrem lecker und genieße den Tag.

Ein wunderbarar Ort
Eine der vielen Kirchen

Die Chefin des Fahrradgeschäftes berät mich sehr kompetent und ich ziehe mit 3 paar Verzurrbändern und neuen Handschuhen weiter. In einer schmalen Gasse mit Bänken verzurre ich mein Gepäck richtig. Die Herberge Albergue de peregrinos São José de Ribamar ist nicht leicht zu finden und als ich die habe muss ich noch einen Verantwortlichen suchen. Die Alberga hat zum Glück einen Fahrstuhl, der gerade so breit ist wie mein Rollator. Ich bekomme ein Bett mit Steckdose für mein CPAP-Gerät. Ich besorg mir noch Cola, nehm mir vor später in die Tappasbar gegenüber zu gehen, aber erstmal duschen. Denkste, Seit einer halben Stunde ist der Boiler kaputt und eine kalte Dusche will ich meinen schmerzenden Muskeln nicht antun. Also setz mich in den Aufenthaltsraum, lese meine Mails, und beobachte das bunte Treiben um mich herum. 3 Mädels kochen ihr Abendessen, 2 Brüder suchen den Verantwortlichen, weil sie ein Bett brauchen. Und irgendwann sitzen wir alle zusammen und erzählen. Die beiden Brüder kommen aus der gleichen Ecke wie ich, Wir haben uns im Fitnessstudio schon der Öfteren gesehen und wir haben das gleiche Lieblingsrestaurant. Gegen 23:00 löst sich die Runde auf. Die beiden starten am nächsten Morgen sehr früh, denn die wollen bis Castello du Neiva kommen. Das sind roundabout 40 km

Mittwoch 3. April

Ich ziehe gegen 8 Uhr los mit einem mulmigen Gefühl. Das wird eine meiner Angstetappen. Ich hatte eigentlich geplant nicht deutlich mehr als 10 Kilometer am Tag zu gehen, die hat 17. Die ersten 2 km gehen ganz gut, dann kommen Stege die immer enger werden.

Unterwegs nach Fao Holzsteg hinter Povoa de Varzim

Ein Pilger aus Stuttgart gesellt sich zu mir und begleitet mich eine Weile. als eine Pilgerin aus Köln dazukommt geht er in seinem Tempo weiter. Fröhlich plaudernd überwinden wir, in für mich gutem Tempo eine Strecke von ca 8 km. Nur das verdammte Kopfsteinpflaster macht meinen Armen zu schaffen.

Ohne Kopfsteinpflaster wäre der Weg traumhaft

Ständige Erschütterungen, tiefe Schlaglöcher in denen mein Rollator umfällt und ein starker kalter Wind, der dauerhaft auf den Windbreaker drückt und die Temperatur stetig senkt.  2 Kilometer vor dem Etappenziel geht meine Begleiterin mit einem befreundeten Pilger der uns nachkommt in ihrem Tempo weiter, sie wollen heute noch 13 km machen. Ich bin ganz froh drum, mir geht langsam die Luft aus. Einen Kilometer weiter geht erstmal nix mehr, ich setz mich auf einen Stein, lese meine Nachrichten und stelle fest, dass Susanne und Petra aus unserer Hypnosegruppe mit denen ich auch befreundet bin eine Motivationsgruppe für mich ins Leben gerufen haben. Mit Texten und Sprachnachrichten

noch 1 KM bis Apúlia

Das beflügelt mich und ich lauf noch die 3 km nach Fao. In der Jugendherberge buche ich mir ein Einzelzimmer ist zwar teuer aber in dem Zustand in dem ich jetzt bin, will ich niemanden mehr sehen oder hören. Es gibt nur lauwarmes Wasser. Alles wie immer nur schlimmer -Mist

Ich geh in die Apotheke um mir Stützbandagen für die Ellenbogen zu holen. Das Kopfsteinplaster hatte mir doch sehr zugesetzt. Haben Sie nicht in meiner Größe bestellen Sie aber bis Donnerstag 9 Uhr. Dann gehe ich in die Tappasbar gegenüber. Netter Laden, nettes Personal und überreichlich lecker Tappas. Ich bestell, weil ich die deutschen Portiönchen kenne natürlich viel zu viel. Ich lass mir den Rest einpacken

Lecker Tapas

Cappuccino, wenn sie denn welchen haben war bisher überall klasse, die hier machen ihn mit ungesüßter Schlagsahne und aufgestreuter Zimt Zucker Kakao Mischung.

Besser geht nicht

Das Zimmer ist angenehm warm ich schlaf gut ein.

Donnerstag 4. April

Ich komm halbwegs schmerzfrei aus dem Bett, futtere meine restlichen Tappas von gestern, die schmecken auch kalt, packe meinen Kram wieder und montiere meinen Chopper vor der Zimmertür, der geht durch keine Tür. Da erklärt mir der Typ von der Rezeption, dass ich noch frühstücken soll, das wäre schließlich im Preis inbegriffen. Eigentlich bin ich satt aber lieber den Magen verrenkt als dem Wirt was geschenkt. Portugiesische Brötchen könnten die Forschungsabteilung von Michelin glücklich machen die werden nach 3 Tagen nur muffig sind aber noch weich, Es gibt aber frischen Orangensaft und Obst. Passt scho

Die Apotheke hat meine Stützen da, Wir testen aber ein paar mal bis wir die richtigen haben. Noch was Bepanthen ähnliches dazu und Magnesium für ohne Wasser nehmen -aber nicht mehr als eines, die hat keine Ahnung. Die Straßen in Fao sind katastrophal die Bürgersteige sind noch schlimmer, dass bisschen, das vorhanden ist, wird hemmungslos zugeparkt. Das heißt mit dem Rollator auf die Straße. Da kommt Panik auf.

Viel zu eng

Dann kommt eine Brücke die nicht nur zu eng für meinen aufgebauten Rollator ist, die Packtaschen müssen runter, ich bleibe an überstehenden Blechen mit der Schulter hängen. Der typische Portugiese passt da durch, drunter. Auf der anderen Seite kommt ein ziemlich langweiliger Weg, durch das wunderschöne, aber fast tote Städtchen Esposande

Am Abend steppt hier angeblich der Bär.

Bär

Die Gehsteige sind schmal und dann hat man noch die Straßenlaternen so platziert, dass noch nicht mal mehr ein Kinderwagen durchlässt. das ändert sich erst auf der Nationalstrasse.

Esposande Nationalstrasse

Gerade fällt mir ein, dass ich mir neulich Gospels von Deborah Rosenkranz auf den IPod gezogen habe, die bringen mich echt weiter. Es fängt an zu regnen

Am Strand entlang

Der Weg geht wieder auf Planken in die Dünen. Mann ist das schön hier.

Durch die Dünen

Ich komm aus den Dünen und sehe weder Muschel noch Pfeil, habe aber gestern von einem Pilger in Gegenrichtung erfahren, dass ich, wenn ich immer entgegen den Blauen Pfeilen nach Fatima gehe, bis zur spanischen Grenze nix falsch machen kann. Ich habe festgestellt, dass man kaum eine Antwort bekommt, wenn man nach dem Camino fragt, aber fragst du nach Santiago kriegst du eine Richtung. Endlich, doch recht flott, in Marinhas angekommen suche ich die Alberga, denn mein Rucksack ist tropfnass obwohl ich ihm meine Regenhose übergezogen habe. Deshalb sind auch meine Beine triefend und Wasser ist in die Schuhe gelaufen. Ich will eigentlich nur noch eine heisse Dusche und ein Bett. Die Alberga wird vom Roten Kreuz betreut. Man muss sich in der Rettungswache anmelden. Die schließen die Herberge erst auf, wenn 10 Leute da sind, mein Chopper steht bepackt fast eine Stunde im Regen. als wir endlichen Herberge kommen, wird mir eröffnet der Rollator kann nicht mit rein, obwohl er zusammenklappbar ist soll er draußen im Regen stehen bleiben. Ihr könnt mich, ich habe Beine zum Weiterlaufen. Ich folge den Pfeilen über eine rutschige Kopfsteinpflasterstrasse. Der Gehweg ist nur rudimentär vorhanden und die Aborigines hier fahren wie die Henker. aus dem Dorf raus über Pflaster groß, Pflaster klein, Pflaster mit Schlaglöchern. 2-mal leg ich mich auf die Nase mit meinem Chopper, weil ich mich in einem Schlagloch verheddere, das Teil hat einfach zu schmale Reifen für diese Tour. Das Pflaster ist saurutschig und die Profile meiner Hinterräder sind fast nicht mehr vorhanden und das nach noch nichtmal 100 km. Ich bin nass, mir ist kalt und ich Depp bin nicht in der Bar eingekehrt. Mein Reiseführer erzählt wunderbare Dinge aber ich sehe nur den linken und den rechten Rand meiner Kapuze und Kopfsteinpflaster. Ich komm auf einen klassischen Promilleweg und dann zu einem Waldstück, das wunderschön aussieht, vor allem scheint es da drin nicht so zu regnen, aber ich merke nach den ersten Schritten, dass der Weg für meinen Rollator nicht taugt, zu schmal zu weich zu uneben. Ich will ja nicht jammern aber der geht einfach nicht. Also ich habe vorhin 2 Straßen gekreuzt. Die eine war auch nicht so extrem befahren also ein gutes Stück zurück Kopflampe auf, Gottseidank habe ich das Blinklicht für hinten geladen, ich habe überall Reflektoren, wird schon schiefgehen. Das Wetter wird einfach nicht besser. Also dippel ich im strömenden Regen die N- irgendwas lang, krieg ab und an mal eine Lichthupe oder Tröte in jeder Tonhöhe, mal einen Vogel mal einen Stinkefinger. Die Autofahrerhochsprache ist eben international und gebräuchlicher als Esperanto. Ich glaub hätt ich die Muschel nicht hängen würden die mich für einen Penner halten. Vielleicht tun sie es auch. Na zumindest kein Pflaster. Ich bin sicher, dass ich in die Richtige Richtung unterwegs bin nur finde ich auf den Wegweisern mein nächstes Ziel Castelo do Neiva nicht. In irgendeinem klassischen Gewerbegebiet geh ich in eine Bar die offenbar nur von einheimischen besucht wird. Ich beherrsche nur 3 Portugiesische Worte die helfen mir nicht weiter.

Immerhin kann ich einen Hamburger und Milchkaffee ergattern. Wie ich zur Alberga oder zu meinem Weg komme, Fehlanzeige, das Wort Santiago ruft nur ein mitleidiges Lächeln hervor. Ein anderer Pilger versucht es auf Spanisch, der kann froh sein, dass er überhaupt was kriegt.

Ich such auf dem Tablet nach der nächsten Alberga die soll noch grottiger sein als die letzte, in Viana do Costello aber, da gibt es eine Jugendherberge und laut Internet haben die freue Plätze. Ich bieg der Wirtin mit dem Autoübersetzer bei, dass sie mir ein Taxi bestellen soll. Der Taxler spricht auch kein Englisch bringt mich aber sicher zur Jugendherberge, die natürlich ausgebucht ist, man hat nur vergessen es einzutragen. Irgendwie nicht mein Tag

Der Hospitaleiro in der Jugendherberge erklärt aber wenigstens meinem Taxler, der den Taxameter ausgeschaltet hat als er sich das erste Mal verfahren hatte, wie er zur Alberga im Kloster kommt.

Die Herberge ist schön, aber kalt und hat keine Waschmaschine. Eine Küche, habe ich eben gehört, auch nicht. Ich hab diesen auf dem Handy getippten Text zum ins Reine schreiben meiner Frau ich geschickt und sie dann angerufen. Dabei habe ich erfahren, dass mein Ziehkind Angst hat mir zu schreiben, weil ich immer per WhatsApp so kurz angebunden bin, was aber auch damit zu tun hat, dass ich tagsüber das Handy aus Kostengründen nur kurz anhabe. Ich schick ihr den Text ebenfalls. Die Steckdose für mein CPAP geht auch nicht und von Heiss Wasser zum Duschen kann ich nur träumen. Ich geh zu Bett und frier mich in den Schlaf.

Freitag 5. April

Ich habe schlecht geschlafen. Einen Müll geträumt.

Draußen hagelt es. Mir ist kalt und ich bin fürchterlich deprimiert. Der Wetterbericht sagt 7-8 °C, Regen 94% Wind 12-21 km/h. Das kann ja heiter werden. Interessanterweise kommt grad die Sonne raus ein bisschen aber es hat grade mal 4°C.

Klosterhof

Meine Schuhe sind in dieser kalten Gruft nicht trocken geworden also pack ich Gelsohlen rein diese mistige Autokorrektur will Geldsorgen daraus machen, habe ich auch, ich brauch dringend einen Geldautomaten vielleicht bekomm ich wenigstens noch heiß Wasser für einen Kaffee. Nix. Der Typ da unten versteht nur portugiesisch, nächster Geldautomat-Schulterzucken, nächster Fahrradläden-Schulterzucken ich lass von Leo.org übersetzen, dass ich kein heißes Wasser habe und keine Heizung -Schulterzucken.

Ich pack meinen Kram der Weg geht schon gut los, durch einen Fussgängertunnel eng mehr als 40 Stufen. Das heißt ich muss 3 km außen rum und es schüttet schon wieder.

Typischer Bürgersteig

Ich frag nach einem ATM. Das erste ältere Pärchen antwortet auf meine Frage ob Sue englisch sprächen noch mit yes. Meine Frage nach einem ATM beantwortet er mit einem angewiderten Blick, tut so als würde er nix verstehen. Das leise gesprochene arrogantes Arschloch versteht er dann aber doch und schimpft laut, ich nehm an auf Portugiesisch. Eine junge Frau zeigt mir den Weg zu einem Geldautomaten und zu einer Unterführung die eine Rampe hat.

Ich geh erstmal frühstücken, wie immer Cappuccino und Burger. Der Bun erweist sich als Hähnchenbrustfilet, das leider nicht ganz durch ist. Danach such ich noch einen Froiz, das ist der Portugiesische Rewe, dann stapf ich zurück Richtung Meer. Unterwegs treffe ich eine junge Pilgerin, die ich aus Póvoa de Varzim kenne, Sie habe in der gleichen Alberga übernachtet hätte allerdings Heizung, Warmwasser und Küche gehabt, bei Ihr hätte der Typ such englisch gesprochen und sie hätte nur 5 € bezahlt ich 15, vermutlich war er sauer, weil ich mit dem Taxi gekommen bin. Ich kläre das, wenn ich nach Hause komme.

Sie ist auf der Strecke durch den Wald von einem älteren Portugiesen sexuell belästigt worden und er hat versucht sie auszurauben. Laut Polizei sind die Wälder für alleinpilgernde Frauen nicht mehr sicher. Sie will mit dem Zug zur spanischen Grenze weiterfahren und ab dann wieder laufen. Aktuell kommt sie jetzt von Santa Luzia da gibt es eine neue Herberge Sie zeigt mir noch wo der Elevator hochfährt und wo ein großes Einkaufszentrum ist, wo ich einen Rucksacks-Schutz kriegen kann. Den finde ich dort leider nicht, finde aber meinen Elevator auch nicht wieder und so schieb ich meinen Rollator hoch zur Kapelle.

Der Weg nach Santa Lucia Fast da

Google sagt. 40 Minuten ich brauch 3 1/2 Stunden. Dafür hab ich dann aber ein warmes Zimmer, eine Waschmaschine, einen Trockner. Trotzdem bin ich ziemlich mies drauf, schlafe jedoch halbwegs vernünftig.

Samstag 6. April

Das Wetter schaut widerlich aus

Es wird einfach nicht hell

Mir tun alle Knochen weh, ich komme nicht zur Ruhe, mir geht alles Mögliche durch den Kopf.

Ich buche eine weitere Übernachtung, jetzt meldet sich auch noch Montezuma, ich habe doch gemerkt, das Hähnchenbrustfilet war nicht durch, ich komm nicht vom Klo. Nach 3 Immodium wird’s besser. Am frühen Nachmittag gehe ich in die Stadt und kauf ein wenig ein

Da will ich hin

Eine Pilgerin aus Flensburg ist gekommen, ich erklär ihr den Kram mit der Waschmaschine, sie will sich erstmal hinlegen. Später trinken wir noch einen Kaffee zusammen. Die Heizung will nicht anspringen es wird immer kälter. Ich zittere mir einen ab. Hab schon alles an was ich dabei habe und friere, hab Schüttelfrost, Fieber, Irrsinnige Muskelschmerzen. Ich glaub das wars. Ich schlaf dann doch ein, hab Alpträume um 3 wach ich mit einem heftigen Asthmaanfall auf, aber mir ist nicht mehr kalt ich ziehe eine Schicht nach der anderen aus. Ich stelle fest, ich habe noch keine Abend- und Nachttabletten genommen und nehm aus Versehen die Torasemid mit. Es wird eine schreckliche Restnacht.

Sonntag 7.April

Ich fühl mich wie gerädert als ich aufstehe. Ich war seit 3 Uhr ca. 15-mal auf der Toilette und die war immer kalt. Um 8 Uhr raffe ich mich auf meine 7 oder eher 70 Sachen zusammen zu suchen. Ich habe aber auch einen Krempel dabei. Meine Mitbewohnerin aus Flensburg trinkt noch einen Kaffee mit mir und macht sich auf die Tour. Sie will heute noch bis zum Minho, sie will versuchen über die Hügel zu kommen, weil bei diesem Sauwetter der Strand nicht sonderlich reizvoll ist. Und wenn’s zuviel wird mit dem Bus weiterfahren. Ich mach mich wenig später auch vom Acker mit den üblichen Problemen

In den Aufzug die Packtaschen müssen runter unten raus die Packtaschen im strömenden Regen montieren. Zum Elevator Santa Luzia. Es sind eine Menge Touristen da. Alles zugeparkt vor allem die Rampen für die Gehbehinderten.

Packtaschen wieder ab, sonst komm ich beim Elevator nicht durch die Tür. Der Behindertenlift oben ist für Rollstühle ausgelegt, ich muss mich ganz tief bücken um stehen zu können. Mit der Standseilbahn runter, immer wieder ein Erlebnis, vor allem wenn sie mittendrin mit einem Ruck stehenbleibt.

Mit einem Ruck stehengeblieben

Unten angekommen funktioniert der Behindertenlift nicht der Typ von der Talstation hilft mir meinen Chopper rauszutragen. Packtaschen endgültig montieren und verzurren. Ich laufe über die Hauptstrasse hinunter zum Strand. Das zieht sich. Die Gehsteige hier sind eine Katastrophe. In meinem Tour Guide ist ein wunderbarer Weg am Strand beschrieben. Dort wo er fest ist ist er mit Sand überspült und kaum begehbar und wo eine stabile Fahrstrasse beschrieben ist sackt mir das Ding bis über die Felge ein.

Es regnet wie aus Eimern, mir wird wohl nur die N-13 (Bundesstraße) bleiben. Also schieb ich meine Kiste nass und frustriert die Nationalstraße lang. Ich hätte vielleicht doch auch die Regenhose anziehen sollen. Aber die ist im Rucksack ganz unten, wenn ich den jetzt aufmache säuft der total ab. Es ist ekelhaft. Die Landschaft ist grau in nass ich kann zwar den Atlantik sehen, bringt aber nix ich atme keine Seeluft, sondern Abgase

Schnauze Voll

In Afifense soll es einen guten Kaffee geben also Verlass ich die N-13, und mach einen kleinen Schlenker. Der Cappuccino ist wirklich lecker, der Wirt spricht deutsch, Ich treffe eine andere Pilgerin auch aus Deutschland der ich noch Tips für Unterkünfte gebe, da ist mein Tour Guide besser als ihrer, sie will den Strand weiterlaufen hat die Nase voll von der Straße habe ich auch aber was bleibt mir übrig. Ich wandere die Hauptstraße von Afife? Afifense? Ich kapiers nicht weiter bis ich nach ca 2 km wieder auf der N-13 bin. Ich bin müde, mir ist kalt, ich bin komplett durchweicht. Ich möcht mich einfach nur hinter die Leitplanke setzen und einschlafen. Noch ca 2,5km es ist so kalt geworden, dass man den Atem sieht. Hose triefnass, lange Unterbuchse triefnass in die Schuhe ist es auch wieder reingelaufen. Ich quere den Kreisel von Vila Praia de Ancora in die Av. Rio De Janeiros. Eine Prachtstraße, aber entweder sperren die hier ihre Gehbehinderten weg oder transportieren von Tür zu Tür. Rollstuhltauglich sind diese Prachtstraßen nicht. Nach ca 1 km stoße ich auf den Atlantik und auf eine gemütlich aussehende Strandbar. Ich lass den Rollator unterm Dach und geh ins Warme

Der Wirt kümmert sich rührend. Ich frage nach Alternativen zum Hostel er sucht mir die Adressen von bezahlbaren barrierefreien Hotels in der Nähe raus. Ich trink einen Milchkaffee und esse ein Steaksandwich dazu. Dann zieh ich Richtung Hostel los. Da ist keiner, es steht eine Telefonnummer an der Tür, da geht keiner ran. Ist nicht mein Tag 100 Meter zurück gibt es eine Albergaria, da frag ich Einzelzimmer mit Pilgerrabatt 35 €. Man hilft mir den Rollator hochzubringen. Das Zimmer ist warm gemütlich, das Wasser ist heiss ich zieh mich aus, leg mich kurz aufs Bett und ratze sofort weg. Um 22:00 komm ich wieder zu mir und stell fest, dass Montezuma wieder da ist. Ich Check meinen Rucksack. Da ist kein trockenes Teil mehr drin, den muss ich sofort ausräumen und hoffen, dass bis morgen früh alles trocken ist. Ich versuche danach weiterzuschlafen

Montag 8. April

Ich wach gegen 7:45 auf.  Die Hütte ist immer noch schön warm, ich habe geschlafen wie ein Toter, ich öffne den Vorhang und sehe ein Traumwetter draußen. Meine Klamotten sind auch wieder trocken, Nur mit Montezuma bin ich immer noch nicht ganz durch. Ich beschließe mir noch eine Meditation zur Seelenfindiung zu machen. Kurz vor 10 verlasse ich das Hotel und geh auf einen traumhaften Weg. der ist mal wirklich Rollator geeignet, gelber Asphalt breit genug fast 4km nur die Felsenküste lang dazu das Traumwetter.

Wohlfühlwetter Unbeschreiblich
Portugal von seine schönsten Seite

Als es von Strand weg geht sagt mein Tourguide ich solle links runter zumStrand das geht für mich leider garnicht also unter der Bahn durch und auf die Straße. Das da vorne sieht doch schon wieder Nach N-13 aus. Im Kreisel treffe ich eine Pilgerin, quatsch sie auf englisch an, sie erklärt mir englisch könne Sie nicht nur deutsch und spanisch, bin ich nicht böse. Sie heißt Elke und kommt aus Kaiserslautern und wir müssen die wenig befahrene Strasse neben der N-13 nehmen.

Es ist angenehm mit Elke zu laufen, sie passt ihr Tempo dem meinen an. Wir laufen zusammen nach Caminha, und treffen unterwegs 2 Pilgerinnen die gestern mit Elke im Hostel übernachtet haben. Die finden es toll, dass ich mit Rollator pilgere. Innerorts wird es wieder schwer, weil die Bürgersteige so schmal sind. Caminha empfängt uns von seiner schönsten Seite.

Caminhas Shoppingmeile

Elke möchte in einer Pension übernachten die in ihrem Reiseführer empfohlen wird. An der Tür ist ein Zeichen für behindertengerecht, es führen 6 Stufen zum Eingang, ein Lift ist nicht vorhanden, zum Zimmer zum 1. Stock führen Treppen um 2 Ecken; aber wenn jemand da ist hilft er tragen. Ich schimpfe etwas und such die Albergue de peregrinos de Caminha, die ist unter irgendeiner sozialen Einrichtung

Eine breite Rampe führt nach unten und ich komme mit meinem breiten Chopper problemlos durch die Tür. Der nette Hospitaleiro kann kein Englisch aber er hat 16 Jahre in Hamburg gearbeitet. Dir Herberge ist ein großer Raum ich bekomme wegen meines Chaos aber einem kleinen Raum hintendran. Da kommt Karen die Pilgerin aus Flensburg. Sie ist doch gelaufen. Wir verabreden, dass wir später miteinander essen gehen.

Ich mach mir erstmal Frühstück, mittags um 3 Uhr, 2 Päckchen Thailändische Nudeln mit heißem Wasser aufgießen hilft erstmal. Dann leg Ich mich etwas lang. Geh raus um fünf, noch ne Runde schwätzen. Wir sprechen über Routen was geht, was nicht. Gegen 18:30 ziehen Karen und ich dann los um essen zu gehen. Im Restaurant treffen wir Elke mit 2 Pilgern, Vater und Tochter, die sich freuen mich kennenzulernen nachdem Elke viel von mir erzählt hat. Ist eine nette Runde. Das Essen ist zwar gut aber ich habe schon für weniger Geld besser gegessen. Als wir uns auflösen schüttet es schon wieder wie aus Eimern. Wir sind wieder einmal triefnass bis wir in die Herberge kommen. Ich werf die nassen Klamotten ab und setz mich noch ein wenig in die Küche um zu ratschen. Um 22:15 ist endgültig Bettruhe ich werde jetzt auch versuchen zu schlafen

Dienstag 9. April

Ein seltsamer Tag

Ich steh auf mir geht’s grausig ich hab mir gestern auf dem Rückweg vom Abendessen bei einem heftigen kalten kurzen Regenschauer was eingefangen. Ein paar Mädels zwischen 20 und 60, darunter auch Karen, erzählen mir, sie fahren mit dem Zug nach Valenca und laufen dann den Zentralweg. Werde ich auch tun, denn es regnet schon wieder in Strömen. Ich habe seit 4 Tagen keine Taube mehr gesehen. Am Bahnhof stelle ich fest ich habe noch eine Stunde.

Typischea Aprilwetter

Der Himmel klart auf. Ich bin hier um meinen Weg zu finden, nicht um Bahn zu fahren. Also runter zum Fähranleger, auf dem Weg sehe ich 2 Tauben, eine davon ist mein Schutzengel, ich spür das, jetzt kann nix mehr schiefgehen. Dass die Fähre auf Reede liegt weiß ich es gibt ein Taxiboot. Kaum bin ich am Anleger schüttet es wieder, langsam nervts. Ich hol mir ein Ticket der Fahrer sagt wir müssen mindestens 2 sein es kommen dann auch noch 2 Leute. Als ich den Eisenkahn seh wird mir Himmelangst. Zumal der quer am Anleger liegt. Während ich noch fassungslos dastehe, wuchtet der Fahrer meinen Rollator mit einem Ruck erst übers Geländer, dann ins Boot. Das Teil hat einen 225 PS Außenbordmotor und die nutzt er auch, der fährt wie ein Henker. Ich bin gottfroh, dass ich vor der Abfahrt meine Regenhose angezogen habe. Ich will nochmal fotografieren aber meine Handylinsen sind komplett beschlagen. In kürzester Zeit sind wir in Spanien und es regnet nicht mehr.

Das Café am Anleger ist zu. was soll’s. Es sollen nur 4 Kilometer bis zur Herberge sein und die shen gut aus,

Blick zurück nach Portugal
Trimm Dich Station
Das sieht doch mal gut aus
und plötzlich war die Markierung weg

So dachte ich zumindest, hab auch meine Pfeile ca. 1 km, aber dann sind die plötzlich weg. Also Navi, das Teil schickt mich einen Hügel nach dem Andern hoch ich komm meinem Ziel aber nicht näher. Wenigstens scheint jetzt die Sonne wieder. Die Eidechsen kommen raus.

Die Erste Eidechse, die ich seit vielem Jahren sehe So lässt sichs laufen

Nach ca 2 Stunden erreiche ich eine gut befahrene Straße bin aber noch immer 3,8 km von der Herberge in A Guarda weg.  Straßen bin ich gewöhnt also Richtung Norden und dann immer geradeaus.

On the Road again

Parallel zum Atlantik da unten ist ein Radweg, dem trau ich nicht so ganz.

Radweg?

Aber wenigstens wird die Distanz laut Navi kürzer. Die spanischen Autofahrer sind teilweise nicht so rücksichtsvoll wie die Portugiesen. Zweimal leg ich mich mit meinem Rollator hin, weil ich vom Randstreifen weghechten muss, da wieder mal einer meint er muss voll auf mich zufahren. Ich komme langsam in die Stadt.

A Guarda

Die Herberge Albergue de peregrinos de A Guarda zu finden ist nicht einfach. Ich müsste von einem Hügel runter und den nächsten wieder hoch. Es fängt wieder an zu regnen. Die Herberge ist noch zu. Meine Regenjacke ist nicht dicht ich fange fürchterlich an zu frieren. Um 15:45 Uhr kommt der Hospitaleiro. Außer mir sind noch 2 Südamerikanische Pilger hier. Die sprechen spanisch. Der nette ältere Herr, Antonio, der mich einweist spricht nur spanisch ist aber kein Problem er weiß was Pilger brauchen. Er schleppt einen Wäscheständer mit. Als ich ihm zeige, dass ich Strom brauch packt er mich in ein anders Zimmer und dreht die Heizung auf, erklärt mir auf der Karte, wo die besten Herbergen sind, und auf dem Stadtplan die besten bezahlbaren Restaurants.

Von Herberge zu Herberge

Antonio ist selbst Pilger. Die Betten sind sauber und gemütlich, ich häng erstmal meinen gesamten Rucksackinhalt zum Trocknen auf. Ich leg mich nein Augenblick hin mach mir aber dann erstmal Thainudeln, ich brauche Energie um meinen Körper warm zu bekommen. Nach dem Duschen füllt sich die Herberge mehr und mehr mit Spaniern, die alle kein Englisch sprechen. Gegen 20 Uhr zieh ich nochmal los um was essen zu gehen aber irgendwie krieg ich hier nix außer ein bisschen Serano zu meinem Cola, aber soviel Cola kann ich gar nicht trinken. Ich geh in einen kleinen Laden der nach Tante Emma im vorletzten Jahrhundert aussieht und erstehe mit Händen und Füssen Thunfisch Äpfel und Wasser, für heute und morgen Frühstück reicht es, ich habe noch Pumpernickel aus Portugal. Ich werde mich in die Falle legen, ich belle wie ein Kettenhund mir tun alle Knochen weh. Ich mag nicht mehr. Am liebsten würde ich heut noch nach Hause fliegen. Ich werde mir morgen hochdosiertes D3 aus der Apotheke besorgen. Muss nur vorher rausfinden wie das auf spanisch heißt.

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